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Feuer! : Erinnerung aus dem russischen Polizeileben :
(Fortsetzung)
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Feuer!

In ihm steckte doch mehr, als ich geglaubt hatte. Furcht kcumte er nicht. Wenige hätten sich einem solchen Wutausbruche gegenüber, der noch dazu von einem so gewichtigen Mordstück unterstützt war, wie es ein Schienenende ist, so kaltblütig benommen. Nicht mit der Wimper hatte er gezuckt.

Ich wollte für den Fall, daß wir fortfahren, uns freundschaftlich zn unter­halten, begann Guibo nach einer Pause und verzog spöttisch die Lippen, den Revolver neben mich auf den Tisch legen. Aber der Esel, der Iwan bringt ihn nicht, und ich bin zu faul, ihn zu holen. Da weiß ich denn nicht, ob wir unser Gespräch fortsetzen sollen oder nicht.

Ich erwiderte nichts. Ich war noch immer nicht imstande, ruhig zu sprechen.

Wissen Sie, Alexauder Andrejewitsch, sagte Guibo von neuem, Sie müssen sich gewöhnen, mehr an sich zu halten. So ist die Sache zu ungemütlich. Man spricht von diesem, von jenem Gvttl wovon spricht man nicht, wenn man mit einem Kollegen zusammensitzt und gerade nichts Besseres zu tun hat! Und nun gleich Schädel zerschmettern! Ich danke verbindlichst.

Peter Arkadijewitsch, brachte ich mit Anstrengung hervor, es ist nicht einerlei, wie man spricht. Es gibt für alles gewisse Schranken.

Hören Sie, Alexander Andrejewitsch, fragte er, indem er die Brauen in die Höhe zog, mit welchem Rechte denken Sie sich befngt, sich zum Verteidiger der Mascha Ssawinski auszuwerfen?

Marja Jwnnowna Ssawinski, wenn es beliebt, warf ich drohend ein.

Also Marja Jwanowna! Wie kommen Sie darauf, Marja Jwanowna mit Eisenbahnschienen zn verteidigen? Sind Sie mit ihr verlobt? Sind Sie ihr Bräutigam?

Sie haben kein Recht zn dieser Frage.

So? Habe ich nicht? Aber Sie haben das Recht zu fragen, ob ich ihr einen Heiratsantrag gemacht habe? Jüngling, Jüngling! möchte ich sagen wie der Brandmeister zu Prvrwin. Nehmen Sie sich in acht, Jüngling, die Liebe macht Sie blind. Und Blindheit ist eine unvorteilhafte Eigenschaft. Wenn man blind ist, liebt man leicht etwas, was nicht verdient, geliebt zu werden.

Peter Arkadijewitsch, Sie kommen wieder auf das Thema zurück!

Jetzt tragt aber die Heiligen hinaus! rief er zornig. Haben Sie denn nicht angefangen, von Marja Jwnnowna zu sprechen? Habeil Sie nicht zuerst gefragt? Sie haben doch die ganze Unterhaltung nur deshalb begonnen, um zu erfahren, wie ich zu ihr gestanden habe. Glauben Sie wirklich, ich sei so dumm, das nicht zu begreifen?

Gewiß, in Guibo steckte viel mehr, als ich je geahnt hatte. Was für einen tüchtigen Polizeibccnnten hätte dieser langbeinige, schlottrige Geselle mit seiner Un- erschrockenheit und seinem schnellen Fassungsvermögen abgeben können, wenn er ge­wollt hätte!

Ich kann es nicht leugnen, sagte ich aufrichtig, ich möchte gern wissen, was zwischen Ihnen und Marja Jwanowna vorgefallen ist, jedoch nicht anders als unter Wahrung des Anstands.

Da nimm meinen Finger, aber rühre ihn nicht an! sagte Gnibo mit höhnischem Lächeln. Gut, ich will Ihnen erzählen. Aber denken Sie nur nicht, daß ich Sie warnen will. So menschenfreundliche Gefühle erwecken Sie nicht in mir. Im Gegenteil, ich werde mich freuen, wenn Sie sich gründlich verbrennen. Ich will Ihnen die Wahrheit mitteilen, damit Sie den Sachverhalt kennen, falls man Ihnen von andrer Seite etwas aufbürden will. Tragen Sie aber erst das Schienenstück auf den Schreibertisch. So lange das Ding neben Ihnen liegt, rede ich keine Silbe.

Ach, lassen Sie die Dummheiten, sagte ich beschämt nnd schob den Beschwerer weiter weg.

So! Sie hoffen, für sich bürgen zu können! sagte Guibo und lächelte. Gut,