168 Feucr!
Aber was tut sie! Wie benimmt sie sich! Ich stelle sie Ihnen vor, und sie läuft fort. Ist das Manier! Schickt sich das! Ich kanu darüber urteilen. Ich bin selbst ein ndliches Fräulein. Ich. . - Sie hat gewiß. . .
Ich wollte sagen: Eile zu ihrer Mutter zu kommen. Es gelang mir nicht das auszusprechen, denn bei meinem ersten Worte redete die Schtschepin schneller und lauter weiter.
Ich kann mir ein Urteil darüber erlauben. Ich sage Ihnen, es ist jetzt nichts mit den jungen Mädchen. Keine Zucht! Keine Sitte! Sehen Sie, Herr Gehilfe — sie drückte die Hand fester gegen meinen Mantel und lehnte sich fast gegen mich —, ich bin ein adliches Fräulein und als solches erzogen. Darum biu ich aufmerksam und rücksichtsvoll gegen jeden nobeln Menschen nnd nähere mich ihm vertrauensvoll. Sie sind erst seit gestern hier, Herr Gehilfe, aber ich weiß schon von Ihnen und beeile mich Ihnen mein Vertrauen entgegenzubringen. Ich benutze die erste Gelegenheit, mich Ihnen vorzustellen. Ich kenne freilich noch nicht Ihren Namen . . .
Ich heiße. . .
Ich hob die Hand an die Mütze und wollte mich meinerseits vorstellen. Vergebliche Mühe!
Ich habe Ihren Namen bis jetzt nicht erfahren, sagte sie noch rascher und schon kreischend, wobei sie auch die andre Hand gegen meine Brust drückte, aber das hindert mich nicht, denn ich weiß, Sie sind nun unser Beschützer, ohne den wir armen, verlassenen Fräulein den Roheiten der ungebildeten und unverschämten Nachbarn preisgegeben wären. Ich habe. . .
Mein Fräulein, sagte ich, indem ich jetzt auch die Stimme erhob, ich danke. . . für Ihr Vertrauen nnd habe die Ehre, mich zu empfehlen, wollte ich schließen.
Ich habe, kreischte sie so lant, als ob sie mit mir zankte, und sie faßte dabei den Rand meines Mantels mit den Fingern; ich habe mit Mascha davon gesprochen. Sie sehen, wie sie meine Lehre aufnimmt. Sie sehen, Herr Gehilfe, anf welchen Boden gute Lehren bei den jetzigen jungen Mädchen fallen. Und glauben Sie, daß Mascha eine Ausnahme ist? Glauben Sie, daß andre besser sind? Gott bewahre! Es fehlt eben die adliche Erziehung, wie ich sie erhalten habe. Ich lasse mich dadurch aber nicht beirren. Ich halte es für meine Pflicht, ich halte . . .
Sie hielt wirklich, und zwar meinen Mantel, wie ich mich eben überzeugte. Mir begann für die Möglichkeit meines Rückzugs bange zu werden, und ich riß kräftig an dem Mantel, indem ich tat, als ob ich im Begriff wäre, ihn besser um mich zu schlagen. Auch trat ich dabei wie unwillkürlich einen Schritt zurück. Gegen derartige Manöver schien Fräulein Schtschepin jedoch völlig abgehärtet zu sein. Sie ließ den Mantel nicht aus der Hand, folgte mir den Schritt nach, als ob wir zusammengewachsen wären, nnd krallte auch die Finger der andern Hand in das Tuch.
Ich halte fest, schrie sie dabei, fest nn meiner Pflicht, an meiner Überzeugung. Ich lasse mich dnrch schlecht erzogne junge Dinger nicht beirren. Schlechte Erziehung macht auf mich keinen Eindruck. Herr Gehilfe. Uud Mascha ist schlecht erzogen, Herr Gehilfe! Ich aber habe eine gute Erziehung genossen, eine adliche Er . . .
Sie schien in ihrem Redeflusse stocken zu wollen und richtete die Augen starr an mir vorbei. Sogleich fühlte ich aber wieder den Druck ihrer Finger, und ungeschwächt floß die Rede weiter.
Wer eine adliche Erziehung genossen hat wie ich, Herr Gehilfe, der läßt sich dnrch schlechte Manieren nicht aus der Fassung bringen. Wer ist Mascha? Die Tochter eines Offiziers. Sie gilt deshalb für adlich. Aber ob der Vater ndlich war, ehe er Offizier wurde, das ist sehr zweifelhaft. Und die Mntter! Nun, wissen Sie, Herr Gehilfe, ich will nichts Schlechtes reden. Ich rede nie von einem Menschen schlecht. Ich achte mich selbst, nnd darum . . .