410 Bedarf Deutschland einer Vergrößerung seines kolonialen Besitzstandes?
mit
Großbritannien,
189g Ni,L 18,2 1,5 7,2
t896 20,4 11,0 4,7 4,Z
Frankreich Deutschland Spanien,
Möchte unser Kaufmannstand in diesem von der Natur so reich gesegneten Lande immer mehr an Boden gewinnen, damit, wenn einmal die Zeit der Aufteiluug auch dieses Fleckes Erde herangekommen sein wird, Deutschland einen starken Rechtstitel hat, zur Wahrung seiner Interessen ein ausschlaggebendes Wort mitzusprechen.
Eine fernere Möglichkeit, die wirtschaftspolitische Grundlage Deutschlands zu erweitern, wäre in einer freiwilligen Verbindung der schon früher einmal dem alten Deutschen Reiche angeschlossen gewesenen Niederlande mit dem neuen Deutschen Reiche unter vollster Wahrung ihrer Selbständigkeit gegeben. Verhältnismäßig kurz nur ist die Vereinigung mit dem Habsburgischen Weltreiche gewesen, aber sie bedeutete namentlich unter Kaiser Karl V. eine Zeit der Blüte für die Niederlande. Handel, Schiffahrt, Industrie, Künste und Wissenschaften nahmen einen großen Aufschwung. Vielleicht dürften diese geschichtlichen Reminiscenzen aus vergangnen Tagen und andrerseits ein kluges Vorausschauen und Erwügeu der zukünftigen Entwicklung den Holländern den Gedanken nahe bringen, sich an Deutschland anzuschließen. Es ist nur zu wahrscheinlich, daß die Niederlande mit ihren nur 32 538 Quadratkilometern und ihrer schwachen, mir laugsam zunehmenden Bevölkerung (1890: 4,5 Millionen, 1896: 4,9 Millionen Menschen) gegenüber den drohenden großen Wirtschaftseinheiten die Existenzmöglichkeit verlieren, zumal da sie aus die Dauer nicht imstande sein werden, ihren Kolonialbesitz, dessen Flücheninhalt sechsundsechzigmal so groß als das Mutterland ist, mit dem notwendigen Bevölkeruugszuschuß ans der Heimat zu verscheu. Ohne die Kolonien aber, die Quellen von Hollands Reichtum, die ihm Gold und Genußmittel wie Reis, Mais, Hülsenfrüchte, Zucker, Kaffee, Tabak usw. liefern, würde es zu eiuem wesenlosen Schatten hinabsinken.
Durch die geographische Lage steht Holland zu Deutschland wie ein Vorland zu seinem Hinterlande. Beide sind durch deu gemeinsamen Nheinstrom in natürliche Verbindung gebracht. Beide haben denn anch in der That die engsten Handelsbeziehungen zu einander. Im Handelsverkehr der Niederlande steht Deutschland an erster Stelle. Es betrug im Jahre 1896 in Millionen Gulden
Deutschland , Großbritannien Belgien . , Frankreich . .
der Wert der Einfuhr aus 298,9 oder 18,2 Prozent
WS,7 „ 18,6 174,2 „ 10,7
23,6 „ 1,ö , ,.,
der Wert der Ausfuhr nach 699,2 oder 52,1 Prozent
290,2 „ 2 t,7 164,0 „ 12,2 23,4 „ l,7