Die Zukunft Deutsch-S>üdwcstafrikas
von Felix Friedrich Brück (in Breslau)
n unserm Kolonialbestande ist Deutsch-Südwestafrika die wertvollste Kolonie, weil sie die einzige ist, die sich in klimatischer Hinsicht zu einer Masseneinwanderung von Deutschen eignet. Handelsfaktoreien uud tropische Plantagenwirtschaft allein werden ^j^Wcin Volk wie das deutsche niemals zu befriedigen vermögen. Sie sind gewiß nicht von der Hand zu weisende wertvolle Fördcrungsmittel unsers nationalen Wohlstands; aber allein sind sie unzureichend, um die von Jahr zu Jahr zunehmende Übervölkerung — im Jahre 1897 betrug der Überschuß der Geburten über die Sterbefälle 784634 — und als Folge davon die fortschreitende Proletarisieruug breiter Schichten unsrer Bevölkerung zu verhindern.
Hierzu bedürfen wir eines Stückes Erde, auf dem sich die wirtschaftlich Schwachen ansiedeln können, und in Deutsch-Südwestafrika haben wir glücklicherweise ein solches Land in mehr als ausreichendem Umfange gefnnden. Gegen die vereinzelten Stimmen einiger weniger, die dies bestreikn, wie Graf Joachim Pfeil, Freiherr von Bülow und Dove, haben sich bedeutende Kenner südafrikanischer Agrikulturverhältuisse. wie Hindorf,*) Knrt von Franyois.**) vr. Max Esser**") und neustens ganz besonders der Regicrnngsbaumeister Rehbock erhoben, der Deutsch-Südwcstafrika im Auftrage des Syndikats für Bewässerungsanlagen im Schutzgebiete ein Jahr lang bereist hat. Nehbock schließt seinen ausführlichen Bericht mit den Worten: „Daß das Land imstande
«) Bericht in den Denkschriften über die Entwicklung der deutschen Schutzgebiete im Jahre 1894/9S.
Grenzboten 1897, Nr, 41. -*) „An der Westküste Afrikas" (1897) S. 21(i ff,
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