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Maßgebliches und Unmaßgebliches
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Litteratur

mannt haben zu einer deutschen, für uns allein vernünftigen Schreibart, so zer­brechen wir uus wieder deu Kopf, ob wir es nicht doch am Ende englisch oder französisch anssprechen müßten. Anstatt also über Kiautschou zu nörgeln, sollteu wir lieber solche Ungetüme wie Chefoo (sprich Tschifu) und Weihaiwei (sprich Wechaiwe) aus unsern Zeitungen verbannen nnd durch die allem vernünftigen phonetischen Schreibweisen ersehen.

Zum Schluß noch ein paar Worte über die Betonung. Wie aus dem Vers­maße der Jugend hervorgeht und man außerdem täglich hören kann, halten es manche fürdeutsch," deu Tou auf die letzte Silbe zu legen, vermutlich, weil sie sehr wohl fühleu, daß die Chinesen die erste Silbe betonen werden. Darnm ist aber das Gegenteil noch lange nicht deutsch. Die Chinesen weichen zwar in vielen Dingen von uns ab; darin aber machen sie es genau wie wir, daß sie iu zu­sammengesetzten Hauptwörtern auch nicht den allgemeinen Begriff, sondern das unterscheidende Merkmal betonen. Es heißt daher Kiautschou gerade so gut, wie es Lippstadt, Stärgard, Troüville, Aorltown heißt. Auch hierbei handelt es sich nicht darum, daß wir das Chinesische ängstlich richtig aussprechen, sondern daß wir nicht aus uneigennütziger Zuneiguug zum Verkehrten und Weithergeholten gegen ein Gesetz verstoßen, worin alle Sprachen übereinstimmen, weil die allen Menschen gemeinsame Vernunft dieses Gesetz gegeben hat. v. G.

Litteratur

Schnlbnrcankratismus. In den Zeitungen bekam man voriges Jahr ab und zu etwas über die Maßregelung eines bayrischen Lehrers zu leseu, was mau gleichgültig überflog. Jetzt sehen wir aus einer Broschüre, daß der Fall höchst merkwürdig und nicht unwichtig ist. Ihr Titel lautet: Die Rechtsunsicherheit der Volksschullehrer und der Schulbnreaukratismns, beleuchtet durch deu Fall Zillig in Würzburg. Vvu F. A. Schröder. (Leipzig, Alfred Hahn. 1898.) Der Volksschullchrer Zillig gehört zu den Männern, denen ihre hohe pädagogische Begabung zur pädagogischen Leidenschaft wird. Er hat, um sich vollkommen auf seiu Amt vorzubereiten, uach einige» Jahren praktischer Thätigkeit noch die Uni­versität Leipzig besucht und sich einer Prüfung bei den Professoren Ziller, Wundt und vou Noordcu unterworfen, die ihm die glänzendsten Zeugnisse ausstellten. Nach­dem er noch zwei Jahre an andern Orten gewirkt hatte, kam er 1881 als Lehrer einer Knabenklasse nach Würzburg nnd gab sich hier seinem Beruf mit Feuereifer hin. Seiu unmittelbarer Vorgesetzter, der Domherr Diem, bezeichnete anfangs Zilligs Methode als ungewöhnlich und allzu wissenschaftlich, gewann aber allmählich Verständnis dafür und rühmte in den Protokollen von 1891 uud 1892 die geistige Förderung der Schüler; Zillig sei kein Frennd des Drillens, leite die Schüler znm selbständigen Dcukeu au und zeichne sich durch innige Religiosität aus; zwischen ihm und den Schillern, die mit Liebe an ihm hingen, bestehe das schönste Ver­hältnis. In demselben Jahre 1892 wurde die Aufsicht durch Fachmänner in Würzburg eingeführt. Der Schulrat Klemmert er ist vor einiger Zeit ge­storben trat seiu Amt mit der Erklärung an, er werde im Würzburger Schul­körper Eiuheit der Lehrmittel und Einheit der Methode herstellen. Damit war die