Litteratur
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Gegen die Belästigung durch Autographcujäger, über die auch Brcihms geseufzt hcit, gäbe es übriges ein gutes Mittel: man bediene sich ihnen gegenüber der Schreibmaschine.
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Litteratur
Fürst Bismarck und der Bundesrat. Von Heinrich von Poschinger, Zweiter Band. Der Bundesrat des Zollvereins 1808 bis 1870 und der Bundesrat des deutschen Reichs 1871 bis 1873. X und 428 S. Stuttgart und Leipzig, Deutsche Verlagsaustalt, 1897
Vvu diesem wichtigen Qncllenwerk zur neuesten deutscheu Geschichte ist der hier vorliegende zweite Band sehr rasch dem ersten gefolgt. Die Anordnung nnd Bearbeitung des Stoffes ist unverändert geblieben; nur die Quellen sind wenigstens für den Zollbundesrat reichlicher geflossen als für den ersten Band, weil für diesen sämtliche sonst nicht zugängliche amtliche Drucksachen und Protokolle zur Verfügung gestanden habeu. Ein besondres Interesse beanspruchen auch diesmal die Angaben über die Persönlichkeiten der Bevollmächtigten. Zunächst hat Poschinger eine Anzahl von diesen, die er natürlich sämtlich mit den äußern Thatsachen ihres Lebens wieder anführt, ausführlicher behandelt, von den Prenßen besonders Falk und Stosch, wobei er bei dem ersten sein Verhältnis zu Bismarck während des Knltnr- tamvfes, beim zweiten seine ganze Verwaltung der Mariue, die Bismarck nicht genügte, weil sie ihn oft daran hinderte, die überseeischen Interessen des Reichs kräftiger zur Geltung zu bringen und schou früher in die Koloninlpvlitik einzutreten, und seine Stellung zu Bismarcks Gegnern als dessen etwaiger Nachfolger erörtert; von den außerpreußischen Bevollmächtigten treten besonders hervor der Senator von Lübeck, Dr. Theodor Curtius, der Bruder von Ernst Curtius, der 1866 den Anschluß Lübecks an Preußen, 1863 seinen Beitritt zum Zollverein herbeiführte, der sächsische Fiuauzrat Oswald von Nostiz-Wallwitz, eines der hervorragendsten Mitglieder des Bundesrats, Gegner einer „nnitarischen" Ausgestaltung der Neichsverfassung, die namentlich in den ersten Jahren bevorzustehen schien, aber mich ein Feind des „querköpfigen, kurzsichtigen Parlamentarismus," auch gegenüber Bismarck die Unabhängigkeit seines Urteils sich wahrend, aber ein lebhafter Bewundrer dieses „Riesen," dessen Widersacher nur „Pygmäen" sind, dann von den Süddeutschen der Baier von Lutz, einer der einsichtigsten „Mitbegründer" des Reichs, der Vcrtrnueusmann König Ludwigs II. uud die Seele der bairischen Kircheupolitik, die er vorsichtiger leitete als Falk die preußische, der Württemberger von Mittuacht, der, wie Lutz, stets im besten Verhältnis zu Bismarck stand, die Badener von Türckheim und von Frcydorf. Noch tiefer in die Zeiten führen Briefe uud Aufzeichnungen einzelner Mitglieder ein. Solche geben bei Poschinger der württembergische Obcrregierungsrat Riecke aus den Zeiten des Zollbundesrats ""t sehr mischanlichen Schilderungen des Berliner Hofes, ebenso sein Kollege Freiherr von Spitzenberg, aus dem Bundesrate des Reiches der württembergische Major von Gleich (im Herbst und Winter 1370) und der badische Minister von Freydorf >n lebendigen Briefen über feine Reise nach Versailles und seinen dortigen Aufenthalt 1870/71. Sehr bezeichnend ist darin die Äußerung, daß es am besten sei, Elsaß-Lothringen an Prenßen zn geben. Diese Auswahl ist uatürlich sehr ungleichmäßig und mehr oder weniger vom Zufall abhängig gewesen, aber sie erläutert iu sehr bemerkenswerter Weise den bekannten Anssprnch des Fürsten Bismarck, daß der Bundesrat die beste Stütze der deutschen Einheit geworden sei, und läßt erkennen,