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Schwarzes Bret
vor Goethe. In der Form ungleich, manche rasch hingeworfen nnd nicht gefeilt, andre auch im Ausdruck aufs sorgfältigste abgewogen, zeugen sie doch alle von einer Sachkenntnis, einem Scharfblick und einer Sauberkeit der Methode nnd gewähren nun in ihrer Gesamtheit einen so lebendigen Einblick in die Geisteswerkstatt des Verfassers, in seine ganze Art, zu arbeiten und von dem Erarbeiteten andern mitzuteilen, daß wir uns dem Herausgeber für seine wertvolle Gabe nur zu großem Danke verpflichtet suhlen können. Das gilt namentlich auch für die Ausnahme einer Anzahl von Rezensionen: wir möchten sie um keinen Preis missen. Wenn über gute Bücher schlechte Rezensionen geschrieben werden, so pflegt man sich damit zu trösten, daß man sagt: Bücher bestehen, Rezensionen vergehen. Manchmal möchte man aber diesen Satz auch mit einem leider! aussprechen: es giebt Rezensionen, die wichtiger sind als die Bücher, über die sie geschrieben wurden. Manche von den Zarnckischen gehören durchaus dazu; aber auch die andern sind immer lehrreich, geistvoll, bei aller Offenheit und Ehrlichkeit — Zarncke schenkte keinem etwas! — sein uud verbindlich in der Form, die meisten kleine Meister- und Mnsterstücke der Gattung.
Wir sehen den weitern Bänden mit Begierde entgegen.
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Schwarzes Bret
DaZ Abendblatt der Frankfurter Zeitung vom !!, November berichtet aus Mainz: „Mit einer sonderbaren Anklage hatte sich daS hiesige Schöffengericht zu befassen. Ein junges Mädchen, das in dem Arresthnuse eine kurze Strafe zu verbüßen hat, steht unter der Anklage, aus dem Zimmer des Verwalters ein paar Tropfen Tinte mitgenommen zu haben, um mit den andern Insassen des Gefängnisses zum Zeitvertreib Karten zu bemalen. Das Gericht erkannte aber auf Freisprechung, da der Wert der entwendeten Tinte nicht einmal in Reichspfennigen auszudrücken sei."
Wieviel Menschen mögen wegen dieser paar Tropfen Tinte in Bewegung gesetzt, wieviel Zeit, Geld und Papier deshalb verbraucht worden sein! Wer strengt eine solche Klage an? Und dabei noch der Richtermangel!
Mit Bezug auf die Mitteilung in unserm letzten Hefte über „Wurst- und Käsepapier" schreibt uns Herr A. I. Mordtmcmn in München, daß er nie einen Roman »nter dein Titel „Die Erbin" geschrieben habe, daß also, wenn es sich bei dem von uns geschilderten Unternehmen unter cmderm um eines seiner Werke handeln sollte, diesem ein andrer Titel gegeben worden sei, um die Leser darüber zu täuschen, daß der Roman bereits anderweit veröffentlicht sei, endlich, daß er sich überhaupt niemals mit einem derartigen Unternehmen einlassen würde.
Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr, Will). Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marqucirt in Leipzig