Die Reform unsers Zeichenunterrichts
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und Seelenfrieden. Als einen „Kampf zwischen thätigem und beschaulichem Leben, zwischen irdischem Bestreben und mystisch-asketischem Kult des Guten und Schönen, zwischen Weltgenuß und Weltentsagung," so hat der gereifte Mann später selbst diese iunern Kämpfe bezeichnet. Das Ende dieses Ringens war eine völlige Niederlage aller klosterhaften Überbleibsel in Hamerlings Sittlichkeit und Anschauung: Frau Welt schlug die Askese und Mystik aus dem Felde. Aber diese seelische Katastrophe war deshalb noch kein schroffer Abfall, keine brüske Lossagung von der Religion und ihrem Trost, wenn es dem Genesenden auch feststand, daß sich ihm nicht auf geistlichem Wege uud in geistlicher Form das Göttliche offenbaren und der Beruf erfüllen sollte. Schade nur, daß die Welt noch immer grausam genug war, ihm ihren heißbegehrten Ersatz für die gestürzten Ideale vorzuenthalten.
Wo weilt die Seele, wie meine gestimmt? — Der Stern des dunkelnden Abends vernimmt Nicht meinen Wunsch; was dein Herzen gebricht, Gewährt er mir nicht!
„In diesen Worten ist alles Weh meines Herzens ausgesprochen," so schreibt er am Ende seiner Wiener Periode ins Tagebuch, als er wieder in seiner Heimat durch Flur und Feld streift und den Atem der freien Natur zieht. — „Weun ich nur einmal wüßte, ob die Mystik oder die Menschheit Recht hat. . . . Vielleicht kann ich als Mittler zwischen beiden auftreten!" tröstet er sich in seinen aufreibenden Meditationen, aber wieder und wieder tönts: „Wo weilt die Seele, wie meine gestimmt?" . . .
Wir sind zu Ende. Das war der junge Hamerling. Der junge — ?
Z)ie Reform unsers Zeichenunterrichts
von Ronrad Lange
an sängt einen Artikel nicht gern mit sich selbst an, aber diesmal muß ich den Leser schon um die Erlaubnis dazu bitten. Seit etwa drei Jahreu finde ich nämlich jede Woche oder wenigstens aller paar Wochen einmal morgens auf meinem Kaffeetisch irgend eine interessante Sendung, die sich auf Kinderspiel oder Kunstunterricht bezieht. Entweder ist es etwas litterarisches, ein Zeitungsartikel, ein Gymnasialprogramm, eine Antrittsvorlesung, oder die Post bringt mir einen Verbrauchsgegenstand, ein Bilderbuch, ein belehrendes Spiel-