Der Gouverneurrvechsel in der Kapkolonie
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Ans Kaplcnid
ährend die Augen Europas in den letzten zehn Mvnciten fast unausgesetzt auf den Kriegsschauplatz im Osten Asiens gerichtet waren, haben sich im Süden eines andern Weltteils die Vorboten nicht minder wichtiger Ereignisse gezeigt. Es scheint, als ob in Südafrika in den nächsten Jahren, ja schon in der allernächsten Zeit Veränderungen stattfinden würden, die, wenn auch nicht für die übrige Welt, so doch für uns Deutsche viel größere Bedeutung haben dürften als die Kämpfe im Osten. Am 30. Mai hat der neue Gouverneur der Kap- lolouie in der Hauptstadt des Landes seinen Einzug gehalten, von der großen Masse der Bevölkerung, wie zu erwarten stand, ziemlich kühl begrüßt, von Rhodes Anhängern dagegen mit der größten Begeisterung aufgenommen. In den deutschen Blättern wurde seiner Zeit des Wechsels nur kurz Erwähnung gethan. Man wußte wohl, daß der Neuernnnnte ein Geschöpf des Herrn Nhodes sei, aber man maß seiner Berufung keine größere Wichtigkeit bei. Und doch ist diese für Südafrika von der größten Wichtigkeit. Das Land scheint damit an einen Wendepunkt seiner Geschichte gekommen zu sein. Seine augenblickliche Lage hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Australiens, wo man jetzt auch eine Einigung plant, nur mit dem Unterschiede, daß sich die Einheits- bestrcbungen in den australischen Kolonien von innen heraus entwickelt haben, während in Südafrika die Vereinigung den verschiednen Staatswesen von der Kapkolonie und dem Mutterlande aufgezwungcn werden soll.
Um in die gegenwärtige Lage und in die voraussichtliche Zukunft Südafrikas einen Einblick zu erhalten, müssen wir nns vor allem die Ereignisse vergegenwärtigen, die den Wechsel im Statthalteramt zur Folge hatten. Grenzboten III 1395 20