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Die Politik und Gesellschaftswissenschaft auf naturalistischer Grundlage
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Die Politik und Gesellschaftswissenschaft

aus naturalistischer Grundlage

chvu einigemal haben die Grenzbvten aus die Thatsache hin­gewiesen, daß die angesehensten Vertreter des Naturalismus vor den Konsequenzen ihrer Lehre zurückzuschrecken Pflegen, so vft sie das Gebiet der Gesellschafts- und Stantswissenschaften be­treten. Doch kann ein so gewaltiger Gedanke, wie der monistische Naturalismus, auf die Dauer nicht gehindert werden, sich auf allen Gebieten des Denkens und Lebens durchzusetzen, und so hat es uns nicht überrascht, als wir jüngst zwei deutschen Lehrern der politischen Wissenschaften begegneten, die dieser Richtung huldigen, uud von denen der eine ganz, der andre wenigstens beinahe folgerichtig verfährt.

Freilich, der ganz folgerichtige Deutsche ist ein Japaner, der zwar die deutsche Wissenschaft in sich aufgenommen hat, aber weder die Vorurteile, An- hünglichkeiteu uud auerzogueu Empfindungen, noch die Rücksichten kennt, die den gebornen Deutschen fesseln. Der Kampf ums Recht des Stärkern und seine Entwicklung (Berlin, R. Friedlünder und Sohu, 1894) ist der Titel des kleinen Buches, das Hiroyuki Katö, weiland Rektor der kaiserlichen Universität zu Tvkyo, in deutscher Sprache, in gutem Deutsch geschrieben und mit dem er einen neuen Beweis dafür geliefert hat, daß Ostasien wirklich in unsern Kulturkreis eingetreten ist, und daß wir fortan in Politik und Volks­wirtschaft mit ihm zu rechnen haben.

Der vorurteilslose Katö findet es wunderbar, daß bei dem heutigen Stande der Naturwissenschaften in Europa immer noch von augebvrnen Menschenrechteu gesprochen werden kann. Er durchschaut die Nichtigkeit aller der Redensarten, mit denen europäische Politiker ihre Zwecke zu umhüllen pflegen und sogar

Grenzbvten III 1894 74