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Die Währungsfrage
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Die Währungsfrage

Grunde gelegt werden. Man behauptet, daß damit der Preis des Silbers wiederhergestellt und ein für allemal in dem genannten Verhältnisse befestigt sein würde.

Eine Wiederherstellung des Silbers würde für die verschiednen Länder verschiednes bedeuten. Nordamerika, das ja jetzt schon dein Namen nach Doppelwährung hat, müßte sein bisher festgehaltenes Verhältnis von 16 zu 1 aufgeben und zu dem Verhältnis von zu 1 übergehen, darnach auch seine gesamten Silberdollars umprägen. Es müßte dann auch die Silberprägung, gleich der des Goldes, freigeben.

Frankreich hat gleichfalls gesetzlich bereits Doppelwährung, besitzt auch noch immer einen großen Bestand nach dem Verhältnis von geprägten Silbergeldes. Man brauchte also nur die Prägung des Silbers wieder freizu­geben. Damit wäre man zur vollen Doppelwährung zurückgekehrt.

Deutschland hat auch noch einen gewissen Bestand an Silbergeld, der aber doch sür das System der Doppelwährung nicht ausreichen würde. Es müßte also eineu Teil seines Goldes weggeben, um Silber dafür zu kaufen, und dieses nach dem Verhältnis von 15^ ausmünzen. Aber auch sämtliche jetzt vorhcmdnen deutscheu Silbermünzen müßten nach diesem Verhältnisse umgeprägt werden. Endlich wären auch hier die Müuzstätten der freien Prägung für Silber zu öffnen.

England würde in der gleichen Lage wie Deutschland sein, nur daß ihm lein den deutschen Thalern entsprechender Bestand von Silbergeld zur Ver­fügung steht.

In Deutschland wird der Bimetallismus insbesondre von der Partei betrieben, die man Agrarier genannt hat. Die Agrarier glauben, daß mit der Wiederherstellung des Silbers vorzugsweise den Interessen der Landwirtschaft gedient sein würde. Es ist nicht zu verkennen, daß die Preise der land­wirtschaftlichen Erzeugniffe (die übrigens nach dem Ausfall der Ernten sehr wechseln) der Preissteigung, die seit drei Jahrzehnten eingetreten ist, nicht in gleichem Maße gefolgt sind, wogegen sich der Arbeitslohn, der doch einen wesentlichen Teil der ländliche» Erzeuguugskosten bildet, bedeutend gesteigert hat. Dadurch erscheint die Bodenreute geschmälert. In diesem beklagenswerten Mißverhältnis besteht dieNot der Landwirtschaft." Der eigentliche Grund dieses Mißverhältnisfes liegt freilich darin, daß die in so hohem Maße gestei­gerten Transportmittel die Zuführung von Landwirtschaftsgütern aus Ländern möglich machen, in denen diese Güter unter weit günstigern Bedingungen er­zeugt werden. Es wird aber die Ansicht aufgestellt und mit allen Mitteln der Agitation vertreten, daß jenes Mißverhältnis vorzugsweise daher rühre, daß wir keine Silberwährung mehr haben. Man behauptet, daß, wenn wir noch Silbergeld hätten, die Fruchtpreise höher stehen würden, und deshalb verlangt man die Wiedereinführung des Silbers.