Die Währungsfrage
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Nennwertes geblieben. Mit der Einstellung der freien Prägung erklärte man aber öffentlich, daß das Silber nicht mehr eine gewünschte, sondern nur noch eine geduldete Münze sei. Auch wurde von dieser Zeit an in Frankreich von- seiten des Staats kein Silber weiter ausgeprägt.
In Nordamerika, wo die Besitzer der neuen Silberbergwerke großen Einfluß übten, machte sich dieser Einfluß dahin geltend, daß der Versuch unternommen wurde, das Silber als Münze wieder in Gang zu bringen. Es wurde ein Gesetz durchgesetzt, das anordnete, daß die Union allmonatlich mindestens für zwei Millionen Dollars Silber ankaufen und zu Geld prägen lassen solle. Das war die sogenannte Blandbill vom Jahre 1878. Der Senat hatte in diese die Bestimmung aufgenommen, daß die freie Prägung von Silber ausgeschlossen sein sollte. Damit war auch hier dem Silber sein Urteil gesprochen. Das seitdem angekaufte Silber wurde nun auch wirklich zu Silberdollars ausgeprägt. Aber vergeblich suchte man sie in die Adern des Verkehrs zu bringen. Sie kehrten zurück und ruhen in großen Massen in dem amerikanischen Staatsschatz. Im Sommer 1890 trat an die Stelle der Blandbill die Shermanbill. Diese bestimmte, daß Silber in etwa doppelter Menge der Blandbill angekauft, aber nicht ausgeprägt, sondern im Staatsschatze niedergelegt werden solle, und daß dafür Schatzscheine auszugeben seien. Nach langen Kämpfen wurde dann aber im Herbst 1893 auch die Shermanbill wieder aufgehoben, und das amerikanische Silber ruft vergeblich nach Abnehmern.
Der neueste tief eingreifende Vorgang auf dem Gebiete der Silberfrnge hat sich im Sommer 1893 in dem englischen Ostindien abgespielt. Dort gilt Silberwährung, bei der auch freie Prägung bestand. Die grundlegende Münze ist die Rupie, deren Wert nach dem Verhältnis von 15^ in englischem Gelde 1 Schilling 10^ Penee (1,92 Mary beträgt. Durch den sinkenden Silberwert war aber die Rupie gegen das englische Gold in fortwährendem Sinken. Da entschloß sich die ostindische Regierung, um diesem Sinken Einhalt zu thun, die sreie Prägung einzustellen, wobei zugleich der Wert der Rupie auf den Höchstbetrag von 16 Penee (1,36 Mary bestimmt wurde.
Dieser neueste Vorgang hat abermals einen starken Sturz des Silberpreises herbeigeführt. Gegenwärtig beträgt dieser Preis nur etwa noch die Hälfte von dem, was bis zum Jahre 1873 als der Silberpreis galt.
Sehr bald nach der Einführung der Goldwährung in Deutschland ist nun aber bei einer Partei, die sich in allen Ländern aus den verschiedensten Arten von Interessenten gebildet hat, und deren Zugehörige man Bimetallisten nennt, das eifrige, bis auf den heutigen Tag fortgesetzte Streben zu Tage getreten, das Silber neben dem Golde in seine Herrschaft wieder einzusetzen, also zu dem System der Doppelwährung überzugehen. Dabei soll, trotz des gesunkenen Silberpreises, das frühere Verhältnis von 15^ zu 1 wieder zu