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Verlorne Kräfte
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Die Deutschamerikaner im Kampfe mit den Knownothings

Seit James Monroe als Präsident der Vereinigten Staaten in seiner Botschaft an den Kongreß die Worte schrieb: Amerika für die Amerikaner! hat es nie an engherzigen, kurzsichtigen Männern gefehlt, die diese Staats­lehre, die nur das Verhältnis der Union zu den übrigen amerikanischen Völkern und zu den europäischen Monarchien klären sollte und seither die Richtschnur für die auswärtige Politik der Vereiuigten Staaten gebildet hat, verdreht haben und sie auch auf die innere Politik des Landes angewendet wissen wollten, insofern sie sie aus die Zulassung der Einwandrer zur bürgerlichen Gleich­berechtigung beziehen.

Seit Beginn dieses Jahrhunderts giebt es in den Vereinigte» Staaten eine Partei, die bald im geheimen wühlt, bald kühn in der Öffentlichkeit ihr Hanpt erhebt, und die als Wahlfpruch auf ihre Fahnen geschrieben hat: Wider­stand gegen den Einfluß der Fremden! Bei der Präsidentenwahl im Jahre 1856 hat diese, die sogenannte Knowuothing- oder amerikanische Partei, in der Person Millard Fillmores sogar einen eignen Kandidaten aufgestellt. Fillmore war im Jahre 1849 zum Vizepräsidenten gewählt worden und hatte nach dein Tode des Präsidenten Zacharias Taylor von 1850 bis 1853 schon einmal das höchste Ehrenamt des Landes bekleidet. Aber die Mehrzahl des Volkes gab ihrer Mißbilligung der cinwandrerfeindlichen Grundsätze der Know- nvthings im Jahre 1856 Ausdruck, indem sie von 296 Wahlstimmen 288 gegen Fillmore abgab. Immerhin darf nicht übersehen werden, daß von 4053957 bei dieser Wahl abgegebnen Volksstimmen nicht weniger als 874534, d. h. 21,5 Prozent auf Fillmore fielen; das Gift der Unduldsamkeit hatte also schon weit um sich gegriffen.

Zwar hat es seit jener Niederlage keine Partei bei Nationalwahlen wieder gewagt, die Grundsätze der Knomnothings offen anzunehmen. Daraus darf aber beileibe nicht der Schluß gezogen werden, daß die Knownothingbewegung ganz eingeschlafen sei. Von ihren Anhängern wird fortwährend weiter gewühlt und gearbeitet. Unter dem Wahlspruch: Amerika für die Amerikaner! suchen sie, wo es nur möglich ist, zum Haß gegen dieFremden" aufzureizen. Auch hat es ihnen nicht an mächtigen Bundesgenossen gefehlt. Seit vielen Jahren macht ihnen die republikanische Partei Zugeständnisse, nm dafür ihre Unter­stützung im Kampfe um die Mehrheit in der Gesetzgebung nnd Verwaltung zu haben.

Ihrem unermüdlichen Drängen nachgebend, haben sich die Republikaner im Kongreß mehr als einmal mit der Einwandrerfrage beschäftigt und ver- schiedne erschwerende Gesetze im Sinne der Knvwnothings erlassen. Zuletzt geschah das währeud des einundfünfzigsten Kongresses 1890 und 1891, wo die Republikaner noch über eine Mehrheit im Abgeordnetenhaus« wie im Senat verfügten und der Zustimmung eines republikanischen Präsidenten, Benjamin

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