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Neue Ziele, neue Wege : 1. Die Grundlagen unsers Staates
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danke hat auch Oberschlesien ergriffen, das ehedem ganz frei davon war, die Neste des verlumpten polnischen Adels nehmen sich sittlich und wirtschaftlich zusammen, mit dem Gelde, das ihnen die Ansiedlungskommission gezahlt hat, helfen sie in den Städten ihren ärmern Landsleuten auf und begründen einen Polnischen Gewerbestand, der früher nicht vorhanden war, der die Konkurrenz mit dem deutschen Gewerbestande nnd dem jüdischen Handelsstande aufnimmt, und die polnische Fraktion, die nach dem bewährten Rezepte der galizischeu Brüder arbeitet, hat sich zum Zünglein an der Wage zu machen gewußt; sie bewilligt der Regierung alles, was sie haben will, und läßt sich dafür auf dem nationalen Gebiete bezahlen.

Nicht glücklicher ist die preußische Regierung in Elsaß-Lothringen gewesen. Aus zwei Zuschriften an die Berliner Morgenzeitnng Nr. 228 vom Sep­tember vorigen Jahres teilen wir folgende Sätze mit. Ein Pfülzcr. der sich m Lothringen niedergelassen hat, schreibt, er kenne die Stimmung der Land­leute genau,vor allem wollen sie nicht »preußisch« sein; gegen die Beamten preußischer Herkunft hegen sie alle mehr oder weniger Haß und Mißtrauen. Für einen großen Mißgriff halte ich es, daß man die Militärpflichtigen nnr in Preußische Regimenter einreiht. Fast die Hälfte aller Militärpflichtigen wandert aus, manche gehen, um nicht als Preußen zu dienen, nach Baiern; haben doch dieses Jahr bei einem in Zweibrücken garuisonirenden Jnfanterie- bataillon achtzig Mann aus dem Elsaß gedient." Und ein Elsässer schreibt: »Wir werden uns nicht sobald an das Gift des Religionshasses und des Kastengeistes gewöhnen, das mit der preußischen Herrschaft eingeschleppt worden ist- Bei uns konnte der Sohn eines Handwerkers so gut Offizier werden wie der Sohu eines Grafen, die katholischen Priester wurden nicht Schweine­hunde geschimpft, und es wurden keine offiziellen Religionshetzen unter den Augen der Regierung veranstaltet. Um Religion haben wir uns sonst über­haupt nicht gekümmert; die war Sache jedes einzelnen; es war nicht Sitte, daß Verwaltungs-, Polizei- und Militärbehörden einem bei jeder Gelegenheit die Frage: »Welcher Konsession?« vorgelegt und, wenn man sich nicht zur Staatsreligion bekannte, einen Querkopf und Juden gescholten hätten."

In gewissen Kreisen, die dienationale" Gesinnung in Erbpacht haben, ist man mit dein Bescheid auf solche Beschwerden schnell fertig.Die Kerls sind zn nachsichtig behandelt worden und darum frech geworden; hauen, daß sie sich nicht rühren können, das ist die allein richtige Politik!" Nun, diese Politik ist es eben, was es soweit gebracht hat, daß weiten Kreisen des

die anzudeuten damals gefährlich war. Nachträglich ist einer davon an maßgebender Stelle mit erstaunlicher Offenherzigkeit eingestanden wurden, und vor einigen Wochen haben sogar die Preußischen Jahrbücher, jal die Preussischen Jahrbücher! einen Aufsatz gebracht, dessen Grund- gednnke war, auf die Dauer gehe es doch woht nicht an, daß Preußen feine innere Politik nach den Wünschen Rußlands einrichte.