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China und das Abendland :
(Schluß)
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Abendlandes zurückstehe. Wir Deutschen im Auslande finden es ebenso un­begreiflich wie bedauerlich, daß man daheim noch immer nicht lernen null, wenigstens bei solchen Fragen, wobei die nationale Ehre ins Spiel kommt, das elende Parteigezänk beiseite zu lassen; denn bei uns heißt es stets: Das Vaterland über alles!

Die Laufbahn des Offiziers

ls schwere Sorge lastet auf vielen Vaterherzen die Frage nach dein künftigen Beruf ihrer Söhne. Die Überfüllung ist in den meisten Berufsarten groß. Die Anwärter müffen sich auf eine Reihe von Jahren des Wartens gefaßt machen, ehe sie in der Lage sind, selbst für sich svrgeu zu können. Und das Leben lostet viel Geld. Kauu der Bater, dein kein Vermögen und vielleicht nur uubedeutende Ersparnisse zu Gebote stehn, solch längeres Warten ermöglichen, ohne sich in Schulden zu stürzen? Noch schwieriger gestalten sich die Ver­hältnisse, wenn vielleicht der Vater wegen Krankheit auf kargen Ruhegehalt gesetzt ist, oder wenn gar einer Witwe die Sorge obliegt, ihre Söhne zu einer Lebensstellung zu bringen, die der des verstorbnen Vaters einigermaßen ent­spricht. In diesem Falle wird freilich, wenn sonstige Hilfsquellen mangeln, die Unmöglichkeit, das gewünschte Ziel zu erreichen, ohne weiteres klar sein. Die Verhältnisse werden eben dazu zwingen, ein früher zu erreichendes, wenn auch bescheidneres Ziel ins Ange zu fassen.

Für Fälle nun, die man als normal bezeichnen kann, d. h. wo der Vater in geachteter, auskömmlicher Stellung lebt und in der Lage ist, seine Söhne zu erhalten, bis sie ans eignen Füßen stehn, sei im Nachfolgenden auf die Laufbahn des Offiziers hingewiesen. Wir wollen sie einmal vergleichen mit der Laufbahn des Philologen, des Theologen und Juristen, da gerade über die Ofsizierslaufbahn in weiten Kreisen recht unklare Ansichten herrschen.

Nur zu häufig hört man die Meinung aussprechen: Offizier kann mein Junge uicht werden, dazu habe ich uicht die Mittel. Er svll darum zunächst das Abiturienteuexameu machen, dann kann er studiren, was er will. Ein tüchtiger Arzt, ein Rechtsauwalt oder Richter, schließlich auch ein Philologe oder Theologe die finden immer ihr gutes Brot und sind geachtete Leute.

Hier spricht sich eiue gewisse Voreingenommenheit aus gegen den Ofsiziers- beruf. Die weitverbreitete Meinung, der Offiziersberuf sei nur vermögenden Leuten zugänglich, dn er seiueu Mann nicht nähre, ist falsch. Wäre der