Soldatemnißhcmdlimgen
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inindert worden sind, mit voller Befriedigung und mit voller Wahrheit sagen dürfen, daß die Ansbildnng des Mannes mit der Waffe heutzutage viel geringere Schwierigkeiten biete als vor fünfzig Jahren. Dazu kommt, daß man ein besseres Verständnis für die Anwendung des Turnens, der Freiübungen, überhaupt der gesamten Gymnastik gewonnen hat. Man betrachtet das Turnen nicht mehr als Selbstzweck, man will also keine Zirkus-, keine Trapezkünstler ausbilden, sondern man wendet Freiübungen und Turnen an, nm den Leuten den gleichmäßigen Gebrauch ihrer Glieder zu lehren und um ihre Entschlußfähigkeit zu steigern. Ein verständiger Jnstruktor sieht sich also seine Leute au, beurteilt sie nach ihrer Körperbeschaffenheit, nach ihrer Verufsart und nimmt dann die Freiübungen mit ihnen vor, die ihm angemessen erscheinen, um den harmonischen Gebrauch der Glieder bei jedem zu erreichen, mit einein Wort, er läßt den Schuster uud den Schneider von Anfang an nicht dieselben Freiübungen machen, wie den Maurer und den Schreiner. Am Schluß der Ausbildung muß natürlich jeder mit gleicher Fertigkeit leisten, was der Waffendienst von ihm verlangt. Auch bei der Erteilung des Reitunterrichts haben nach und nach andre Grundsätze Eingang gefunden. Man ist mit Recht der Meinung, daß es dem zukünftigen Reiter mehr Lust an seinem Dienste beibringe, wenn er als Nekrnt, nachdem er vielleicht nie in seinem bürgerlichen Leben in die Nähe eines Pferdes gekommen ist, nicht in jeder Reitstunde einige Partcrrebillets nehmen muß, wie sich eiu alter Offizier auszudrücken pflegte. Man gestattet den Leuten vielmehr, sich in irgend einer Weise festzuhalten, um auf dein Rücken des Tieres zu bleiben. In Verbindung mit den für den Reiter forderlichen Freiübungen lernt er bald das Gleichgewicht auf dem Pferde und damit dann den richtigen Halt bei den verschieduen Bewegungen finden. Wie sehr man an leitender Stelle den Wert der Freiübungen und des Gerätturnens anerkennt, und von wie richtigen Grundsätzen man dabei ausgeht, beweist die Thatsache, daß man, der verschiednen Anstrengung der Muskeln elitsprechend, besondre Unterrichtsbücher sür das Turnen der Truppen zu Pferde und für das der Truppen zu Fuß herausgegeben hat.
Um der Versuchung zn Mißhandlungen vorzubeugen, ist ferner in vielen Regimen lern dem Unteroffizier verboten, beim Kommandiren den Säbel zu ziehen, wenn kein Offizier zugegen ist. Ebenso besteht in manchen Regimentern das Verbot, beim Neitnnterricht die Peitsche zu gebrauchen. Diese Verbote beruheil auf der Erfahrung, daß der Borgesetzte in der Erregung des Augenblicks, oft auch ganz absichtslos, mit Säbel oder Peitsche einen Mann verletzt und sich dann selbst eine Strafe zuzieht, die für das Vergehen unverhältnismäßig hart ist. Wer sich aber unterrichten will, mit welcher Sorgfalt man im Heere über die beste und zweckmäßigste Nusbildnngsart nachdenkt, und zwar gerade in der ausgesprochen Absicht, alles wegzuräumen, was zu Mißhandlungen führen kann, der lese in den Schriften des kürzlich verstorbnen Generals