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Streifzüge durch die französische Literatur der Gegenwart : 7. Jean Richepin
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Ztreifziige durch die französische Litteratur der Gegenwart 27,'!

und seine Diplome mit Auszeichnung davon getragen hat. Nmsvmehr wird ader auch der Verdacht bestärkt, diese Bettlerlieder und anch das folgende Werk 1^« c!-rrv8«ös seien »lehr ein zügelloses Spiel seiner Phantasie uud seiner rhetorischen Gelüste, als Ansflnß dichterischer Überzeugung und Begeisterung. Was er iu diesen Gedichten unter Liebe versteht, das drückt er ziemlich deutlich mit deu Versen a»S:

Die Liebe ineiueS Innern, die mich zu kochen droht, Sie zeigt sich nicht platonisch, nach keuscher fronnner Weise, Sie ist kein Halbgefrorenes niit Zuckerbrot, Sie ist ganz Fleisch, ist eine wilde, geile Speise.

i?der noch widerwärtiger in deu Versen:

Vus amoui'L, ü l)oi»'M>iZ, sont lies trviniiMs mnus; I,g vütro un ooes,n ä^rlcanl pioin ila romouZ.

llnd Nieuu sich uuter diese» sogeucmuteuLiebkosuugeu," die eiueu reichen Veitrag zur Ästhetik des Häßlichen liefern, wirklich einige Stücke von Reinheit nnd Schönheit finden, wie Vmx clo« oüosvs uud IZon ^ouvanir, so behält doch ein Kritiker Recht, wenn er von Richepin sagt: 8a rvlixio» e»t lo iianodosrisme ot, lg xani)lm.1Ii8inv.

Sein Schrecken vor dein Ideal, wie er selbst sagt, nnd sein Dnrst nach dem ewigen Nichts haben ihm anch seine Lästerlieder, I.e.« Ll-^xlnmre», in die Feder ditirt. Die französische Litteratur ist reich au derartigen dichterischen Versuchen, alles herunterzureißen, was der Mensch au religiösen Begriffen, au sittlichen Grundsätzen nnd lebeuschmückeudeu Einrichtungen überkommen hat, und woran er auch, Gott sei Dank, trotz aller Verhöhnungen mit ruhiger Zähigkeit festhält; aber noch niemals ist ein Werk erschienen, das so in einem Zuge, von Anfang bis zn Ende, nnd mit einer so selbstzufriedenen Nieder­trächtigkeit die Kunst zu spotten und zn lästern ausübte.Ich l,iu sagt der Dichter in der Vorrede weiter gegangen, als je einer in dem frei­mütigen Ausdruck der materialistischen Glaubenssätze. Ich habe für die Theorie einer Welt ohne Gott die letzte Formel gefunden, die niemand auf­zustellen den Mut hat, und die doch alle im geheimen befolge». Ich glaube das letzte Wort des wirkliche» Atheisten ausgesprochen zn haben."

Es ist ein wnnderliches Werk, diese Bibel des Atheismus, wie er seine Blasphemien" nennt, denn er greift darin die Kirchenglünbige» ebenso wütend an, wie die Deisten nnd die Freidenker, die sich nn die lächerliche Dreieinig­keit des Wahren, Guten und Schönen klammern: die Skeptiker kommen darin ebenso schlecht weg, wie die Positivisteu, es« r-mmtMurs cko dorrt« cla lait.8, wie die Materialisteu, die von Ursachen und Gesetzen faseln, statt von Zufällen und Gewohnheiten. wie die Gelehrten, deren wissenschaftliche Formeln ans bloße» Silbenstechereie» bestehe», wie die Anbeter der Vernunft uud die Greuzboten I IttUI