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Fünf Briefe Schopenhauers
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Goethe, Schopenhauer und Newton Was von den Farben der Deutsche gelehrt, ihr wollt es nicht haben;

Siebenfach bricht sich das Licht stets noch iu eurer Physik. Kommt denu niemals die Zeit, wo der Irrtum weichet der Wahrheit?

Hat denn Albivns Sohn bei euch, ihr Deutschen, nur Recht?

Ich teile nun die fünf Briefe des Philosophen mit. Sie sind dnrch die Post gegangen, svdaß auch bei dem einen undatirten das Datum festgestellt werden kann.

Ich lasse sie, da sie noch nicht an die Öffentlichkeit gebracht worden sind, in wörtlichem Abdruck folgen.

1

Geehrtester Herr Pfarrer!

Schon diesen Winter haben Sie mich dnrch einige mir sehr schmeichelhafte Epigramme erfreut, für welche ich Ihnen meinen Dank abstatte. Jetzt bezeugt mir Ihr werthes Schreiben, daß Sie sich anhaltend und gründlich mit meiner Philo­sophie beschäftigen; welches mir zn besonderer Befriedigung gereicht. Ich begreife sehr wohl, das; Sie, als Geistlicher, meiner Lehre nicht unbedingt beistimmen löuueu; so sehr auch der ethische Geist derselben mit dem des iichteu Christenthums identisch ist.

Ihre Epigramme sind sehr artig und verdienten wohl, als Anhang zu den Schiller'schen gleicher Art, iu irgend einem Journal xudlioi ,juri8 gemacht zu werde». Meine Fragmente zur Gesch: d. PH. werden wohl in einer 2ten Auflage, einige Zusätze erhalte«, jedoch immer nur Fragmeute bleibe«.

Mögeu meine Schriften auch feruerhiu sich Ihres Antheils erfreuen u Sie veranlasseu mit Wohlwollcu zn gedenken au

Frankfurt, Ihrem d. 23. Juli ergebenen Diener

1865. Arthur Schopenhauer.

2

Geehrtester Herr Pfarrer!

Ich werde mit Freudeu Ihre Disticha gedruckt seheu, will Jhueu jedoch, ehe ich solche der Buchhandlung übersende, Folgendes zu bedenken geben.

Fliegende Blätter verlieren und verkrümmelu sich iu der Literatur und driugeu nicht leicht ins Publikum; weil der Gewiuu des Assvrtimenlshändlers dabei so gering ist, daß er ihm nicht die Mühe lohnt, auch uur Zettel nach Leipzig, oder Note», beim Einsender zur Ausicht, zu schreiben.

Daher Untre es viel besser, wenn Sie die Verse irgend einem der vielen Journale einverleiben könnten- am geeignetsten scheint mir das deutsche Museum vou Prutz- ich würde rathe«, es bei alleu, uach der Reihe, zu versucheu; ehe Sie es, wie den Moses in der Wiege, dem offenen Strom anvertrauen. In letz­terem Fall jedoch könnte dein oben berührten Hinderniß einigermaßen dadnrch ab­geholfen werden, daß es änßerst splendid, groß, ans schönem Papier, nur 3 Epi­gramme auf jeder Seite iu 12" gedruckt würde, um den Preis zu erhöhen. Sie können hierauf bestehe», da Sie keiu Honorar verlangen.