Alumneumserinnerungen
Kortschmig)
er ganze Singechor der Kreuzschule bestand aus vierundfünfzig Jungen. Außer den zweiunddreißig Alumnen waren noch zweiundzwanzig da, die uicht auf dein Alumneum wohnten, sondern ans Kosten ihrer Eltern in Familien untergebracht waren oder auch - die Eltern selbst in der Stadt hatten, aber am Chvrdienst teilnahmen, um freien Schulunterricht zu haben. Sie hießen „Kurrendnuer."
Diese vierundfünfzig zusammen hatten Sonn- und Wochentags den Chordienst in drei Kirchen zu versorgen: in der Kreuzkirche, in der Frauenkirche uud in der evangelischen Hvfkirche oder Sophienkirche. In der Kreuzkirche gab es Sonntags Frühgvttesdienst, im Sommer um fünf, im Winter um sechs Uhr, Vormittagsgvttesdienst um halb neun Uhr nnd Nachmittagsgottesdienst um halb drei Uhr, jeden Wochentag dreiviertel zwei Uhr Betstunde, außerdem Donnerstags früh um sieben Uhr Wochenkommunivn, Freitags früh Betstunde und Sonnabends halb zwei Uhr Vesper. In der Frauenkirche war Sonntags Vormittags- und Mittagsgottesdienst, iu der Woche uichts. In der Sophienkirche bestand eine eigentümliche Teilung. Sonntags Vormittags galt sie als Hofkirche, da war Hofgottesdienst, eine Einrichtung, die noch aus der Zeit stammte, wo der Hof evangelisch gewesen war; für diesen Gottesdienst war ein besondrer Organist da, uud eiu besondrer kleiner Singechvr, die Kapellknaben. Sie sangen aber nur Sopran und Alt, daher blickten wir mit einer gewissen Geringschätzung auf sie hinab und uannten sie „Kapellschuster." Mittags und nachmittags dagegen galt die Kirche als Stadtkirche, und da hatten wir Kreuzschüler den Gottesdienst zu besorgen. Zu alledem kam dann noch die Kurrende, Brautmessen, Leichensingen vor den Hänsern uud Leichen- siugen auf den Kirchhöfen.
Um diesen vielfachen Aufgaben genügen zu können, war der Chor in ver- schiedner Weise gegliedert. Die Alumnen allein waren in drei „Amtsparten," die Alumnen und die Kurrendaner zusammen in zwei „Chöre" und außerdem in vier „Wochenparten" geteilt. Eine „Amtspart" bestand also aus zehn, ein „Chor" aus siebenundzwauzig, eine „Wocheupart" aus dreizehn Jungen. Jede Part war, ebenso wie die beiden Chöre, vollständig vierstimmig; sie