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Friedrichsruhe
Zweck, u. a. für Bergwerke, verarbeitet, Nvch eine halbe Minute Fahrt, und der Zug hält vor dem stattlichen Stativnsgebäude bei Friedrichsruhe, bei dem, wenn wir eingeladen sind, ein Wagen des Kanzlers zu unsrer Abholung nach dem Herrenhause des Örtchens bereit steht; doch hat man nur etwa dreihundert Schritte dahin zu gehen.
Das Haus und das danebenstehende Gebäude für Stall und Remise liegen rechts von der Bahn am Saume eines kleinen Parks und sind an der Bahn entlang und an der die Bahn schneidenden Landstraße von einer roten Ziegelmauer eingeschlossen, während an der dritten Seite die ziemlich tiefe Aue hinfließt und Unberufenen den Zutritt wehrt, die vierte von dichten Hecken eingefaßt und geschützt ist. Nahe Nachbarn hat der Fürst nicht. Der nächste ist der Beamte in dein kleinen hübschen PostHause, das auf die Eisenbahn hinabsieht. Etwas ferner wohnt an der Straße, die die Bahn kreuzt, der Wirt des „Landhauses," einer Gastwirtschaft mit Ausspannung, der im vorigen Spätherbste abbrannte, jetzt aber wieder aufgebaut hat, noch entfernter der Oberförster, der seine Dienstwohnung auf der andern Seite, weiter flußabwärts hat. Der Hauptteil des Dörfchens Friedrichsruhe liegt einen Büchsenschuß vom Hcrrenhause auf dem rechten Ufer der Aue, wo sich auch einige kleine Villen und ein Pensionat für Sommerfrischler befinden. Eine Häusergruppe, die noch dazu gehört, steht weit abseits von allem am Waldsaume links über der Eisenbahn. Eine Kirche besitzt der weitzerstreute Ort nicht. Bauern oder sonstige Eigentümer landwirtschaftlicher Stellen giebt es auch nicht. Ganz Friedrichsruhe wird kaum viel mehr als hundert ständig hier lebende Einwohner haben. Diese bestehen vorzüglich aus Forst-, Eisenbahn- und Postbeamten und deren Familien, Arbeitern der Sägemühle, Tagelöhnern und Knechten. Dazu kommen ein Schmied, ein Schneider und ein Müller, endlich der Wirt und die Dienstleute des „Landhauses." Der vornehmste uuter ihnen ist der Oberförster, dem zugleich die Geschäfte eines Bevollmächtigten des Fürsten für die Herrschaft Schwarzeubeck, eines Ortsvorstandes und eines Standesbeamten obliegen. Nur die Eisenbahn bringt täglich Leben in das Landschaftsbild, das rings in engem Nahmen von Waldeinsamkeit umgeben ist, durch die man fast nach allen Richtungen mindestens eine reichliche Stunde hindurch muß, ehe mau andre Ansiedelungen von Menschen erreicht, und die Empsinduug davon giebt ihm besonders gegen Abend eine eigne melancholische Stimmung, die es an sich keineswegs hat, wie denn der prächtige Wald namentlich im Herbst, wv er mit seinem vielartigen Laube in zwanzig Farben brennt, Leben und Wechsel genug darbietet.
Friedrichsruhe ist eine verhältnismäßig neue Gründung und keineswegs, wie man glauben mochte, nach einem der vielen Friedriche benannt, die abwechselnd mit Christianen in den letzten Jahrhunderten Könige von Dänemark und im jetzigen auch Herzöge von Lcmenbnrg waren. Noch in der ersten Hälfte des vorige»