Beitrag 
Zur Geschichte der litterarischen Kritik
Seite
508
Einzelbild herunterladen
 

5>08

Ludwig Pfaus Gedichte

Aus diesem Grunde ist es dein angezeigten Werke eigentlich notwendig, den positiven Abschluß der geschilderten kritischen Periode in sich zn befassen. Es wäre schade, wenn die beiden Bände in dieser Hinsicht ein Torso blieben. Namentlich die Wechselwirkung in der Gegenüberstellung von Lessing und Herder macht dies trotz der reichen Litteratur namentlich über Lessing immer noch zu einer dankbaren Aufgabe, deren Ausführung die vielen angesponnenen Fäden innerhalb des Nahmens von Vraitmaiers Werk geradezu herausfordern. Sollte sich ihr der Verfasser unterziehen, so ist er überdies, zumal durch die Behandlung Herders, uoch mehr vorbereitet und angeregt zur Lösung einer Hauptaufgabe, zn der er bei seinem Aufgehen in diesem Studienkreise berufen ist: zur Darstellung der allgemeinen Geschichte der litterarischen Kritik. Er mußte daun freilich einen gewissen bequemen Hang zu analytischem Inhalts­berichten der einzelnen Werke, dem die Spezialanfgnbe bei seiner hierfür uur zu gewaudteu Feder Vorschub leistete, völlig unterdrücken. Denn dieser große allgemeine Vvrwurf würde die möglichste Zusammenpressung, die deutlichste Heransarbeitung des Gemeinsamen und die übersichtlichste Grnppirung der Spiel- und Unterarten auf diesem wichtigen nnd überreichen Felde der geistigen Thätigkeit erfordern. Dann aber könnte der Verfasser nicht bloß der heimischen Litteratur- und Gelehrtengcschichte, sondern der internationalen Wissenschaft ein Werk liefern, das an Fruchtbarkeit und Belehrung, an theoretischem Nutzen und praktischer Uneutbehrlichkeit die Bearbeitung jedes noch so bedenteuden Stoffes ausstechen könnte.

K. B.

Ludwig Pfaus Gedichte

cis höchste Lob, das man einem Dichter, ja einem Künstler überhaupt zollen kann, ist unstreitig das, daß er mit dem Talent, welches ihm zugemessen gewesen ist, das möglichst Gute in seiner Kunst erreicht hat. Dieses Lob ist darum so wert­voll, weil es uicht bloß ästhetischen, sondern auch sittlichen Wert hat. Es setzt sehr viele Tugenden voraus, Tugenden, die man nicht hänfig findet. Es sagt zunächst, daß der Künstler eine reiche nnd klare Einsicht in die Aufgabe und in das Wesen seiner Kunst besitzt und demgemäß seine Begabung verwendet hat; diese Erkenntnis ist ebenso selten, als es wenige Künstler giebt, die nicht bloß instinktiv schaffen, nicht bloß unbewußt ihr Talent