420 Ans AUägypten
Statuen ans Ebenholz nnd Elfenbein, Halskrage» aus Edelsteinen, Waffen mid andre Kunstwerke.
Solchem Reichtum der Höchstgestellten gegenüber erscheint schvn die Lage der andern Beamten bedenklich, deren Einkünfte meist aus Lebensmitteln bestehen. Und in den niedern Regionen scheint es jederzeit ganz orientalisch zugegangen zu sein. Immer wiederholen sich die Klagen der Auterbeamten und Oberarbeiter, daß mau sie trotz aller Versprechungen Mangel leiden lasse, bald, weil offenbar kein Vorrat da war, bald wegen Trägheit oder Widerwilligkeit der mit der Verteilung der Brote und Gänse beauftragten. Ein Diener beschwert sich, daß die Abgaben, rohe und verarbeitete Häute, Stöcke, Papyrus, Korn, Mehl u.a.m., unerbittlich von ihm eingetrieben werden, er aber vergebens auf die Lebeusmittel warte, die ihm von Staats wegen zu liefern waren.
Die Verhältnisse der Arbeiter — und damit wollen wir unsern Bericht schließen — werden durch die Aufzeichnungen von Oberarbeitern geklärt. Ein solcher hat z. B. genau darüber Buch geführt, au welchen Tagen die zu seinem Truppe gehörige» gearbeitet haben, müssig gewesen, trank, faul, durch Opfer oder durch Unpäßlichkeit in der Familie abgehalten worden sind. Die Bc- köstigung wird ihnen geliefert, Fische, Hülsenfrüchte, Krüge, Brennholz, Getreide. Die Lieferungen verspäten sich, uud die Arbeiter bleiben in ihren Wohnungen, nach öfterer Wiederholung aber ziehen sie insgesamt vor den Fürsten, nm Beschwerde zu führen. Einige Tage später empfangen sie, was ihnen gcbnhrt, nnd „geben an den Wedelträger zwei Kasten und eine Schreibtafel," wohl als Dank für die Befürwortung ihrer Klage.
Unter Namses 111. verließen einmal die Nekropolenarbeiter mit Weib und Kind die Tvtenstadt, weil sie seit achtzehn Tagen Hunger litten, ließen sich auch weder durch die Versprechungen der Beamten noch durch das Zureden der Priester zur Rückkehr bewegen. Ihre Haltung scheint bedrohlich geworden zu sein, man beschwichtigte sie endlich am 1!!. des einen Monats durch Lieferung des Proviants für den vorausgegangnen. Und noch durch drei Monate zieht sich dieses Wesen hin. Sie erhalten Abschlagszahlungen und müssen immer durch Arbeitseinstellung weiteres erzwingen.
Das Bild wird ergänzt durch die Erzählung von dein Treiben eines Oberarbeiters, der selbst stahl, was er kriegen konnte, den Opferwein, Wagengeschirr, einen wertvollen Steinblvck, Werkzeuge, Bücher, Gräberausstattung u. a., und seine Arbeiter zum Stehlen anleitete. Er nützte auch die Arbeiter für seine Privatangelegenheiten aus, mißhandelte sie und einen andern Oberarbeiter, soll diesen schließlich totgeschlagen und ans dieselbe Weise sich die Belastungszeugen vom Halse geschafft haben. Noch schlimmer ergeht es natürlich den wirklichen Leibeignen, die zum Teil aus Kriegsgefangenen bestehen, als Sache angesehen nnd durch ein Brandmal als Eigentum