Arme Studenten
(Schluß)
nsre Schilderung ist nicht, wie mancher, der mit den Verhältnissen unbekannt ist, annehmen mag, übertrieben; sie ist noch der lichtere Teil des Bildes, das wir zu betrachten haben. Wir haben angenommen, daß es dem mittellosen Studenten gelingt, sich die Studienzeit über ans der Universität zu erhalten. Dazu gehört Glück und eine Besonnenheit, die nicht einmal fertige Männer, geschweige denn jnnge ^eute iu dein Alter von siebzehn bis fünfundzwanzig Jnhreu immer besitzen. Es gehört dazu eine peinliche Berechnung des Geldes, eine vorsichtige Zurückhaltung bei allen nicht unbedingt nötigen Ausgabe», wie mau sie bei dein unerfahrenen „Fuchs," der soeben das Ghm- nasinm verläßt und die Welt vffeu vor sich sieht, unmöglich erwarten darf, ja wie mau sie bei einem frischen Stndenteu nicht einmal wünschen möchte.
Über Studentenschuldeu herrscht eine sehr hnmvristische Ansicht. Der betrübte Gläubiger ist eine stehende Figur in unsern Witzblättern. In der That kommt er vereinzelt vor; es ist etwa ein kleiner Handwerker, der in der Hoffnung auf baldige Bezahlung gearbeitet hat und nicht länger warten kann, oder eine arme Witwe, die, nm sich ehrlich zu ernähren, eine Stube vermietet oder einen Mittagstisch eingerichtet hat und sich nnn nm ihr Geld geprellt sieht. Nur ist dabei nichts Komisches zu finden.
Sehr viel seltener ist es, daß etwa ein Kneipwirt oder ein Wucherer leichtsinnig geborgt hat und dies zu spät einsieht. In solchen Fälleu handelt es sich gewöhnlich unr um Pfuscher, die ein Geschäft habe» machen wollen, ohne die nötige Erfahrung dazu zu besitzen. Im übrigen betreiben viele — reelle nnd unreelle — Gewerbtreibende das Borgen an Studenten geschäftsmäßig und stehen sich vorzüglich dabei. Freilich gehört dazu Anlagekapital, dieses verzinst sich aber gut. Eine auf Borg entnommene Ware pflegt nicht so genalt geprüft, ihr Preis pflegt nicht peinlich bedungen zu werdeu. Eiu Herabsetzen des Preises geht, weuu endlich nach Jahren bezahlt wird, erst recht nicht an. Anch wird sehr viel mehr gekauft, als bei barer Zahluug gekauft werden würde. Der unreelle Geschäftsmann hat zudem noch den Vorteil, daß sich die Richtigkeit der Nechnnng später sehr schwer nachprüfeil läßt. Ein unreeller Kneipwirt giebt daher gewöhnlich sehr gerne „Pump," er verführt sogar geradezu zum Borgen. Er kommt