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Die böhmischen Landtagswahlen
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Die böhmischen Landtagswahlen

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wir voll den Nachwahlen absehen, die nicht viel ändern werden, hatte es mit den Wahlen der Handelskammern und der tschechischeil Städte bezirke z» thun, und das Ergebnis war bei den erster», daß die Alttschechen 8 und die Deutschen 7 Mandate erhielte», bei den letztern, das; 12 Alttscheche» und t0 Jlingtscheche» i» de» Landtag gewählt wurde». Setze» wir nnn selbst den nicht wahrschcililichen Fall, daß Gregrs Partei bei alle» Nachwahlc» der Sieg zufiele, sv würde sie im neuen Lnildtage doch nicht mehr als 47 Sitze ein­nehme», und diese» würde» 5>0 alttschechische »»d 70 de» Großgrundbesitz vertretende Stimmen sowie 5> Virilstimmen gegenüberstehen. Entschlösse» sich die Deutschen »och i» letzter Stunde, in den Landtag einzutreten, und fänden sie es bei manchen Anlässen für geraten, mit den in viele» Frage» geistesverwandten Juugtschechen zu gehen und zu stimmen, fv würde diese Vereinigung immer noch nicht die Mehrheit in der Versammlung haben, da die Deutschen, die über 70 Mandate verfügen, mit der Gregrschen Partei verbunden immerhin nur 117 Stimmen in die konstitutionelle Wag­schale werfen konnten, wogegen die ihnen gegenüberstehende Liga der Alt­tschechen, Großgrundbesitzer nnd Virilisten 124 Stimmen stark sein würde. Die böhmischen Wahlen sehen also heute erheblich anders aus als vor zehn Tagen. Der große Sieg der radikaleil Tschechen ist beträchtlich zusammen­geschrumpft, sie werden im Landtage und später in Wien etwas lauter und zuversichtlicher auftreten, den Mund zu größeru Worten voller nehmen als bisher. Thaten werden sie nicht vollbringen. Das Ministerium Tanffe braucht sie sv wenig zu fürchten als die deutsche Partei, sv lange sie in ihrer ver­blendeten Prinzipienreiterei sich nicht entschließen kann, da Unterstützung zu suchen, wo solche mit einiger diplomatischen Mäßigung nnd Rücksichtnahme sicher zu finden wäre. Wo solche Unterstützung zu haben seiu würde und wie, haben wir so oft angedeutet, daß es überflüssig wäre, nochmals darüber zu reden, zumal da die Führer der Dentschböhmen sich in ihrer Politik, so un­fruchtbar sie auch immer war nnd sv wenig Früchte sie jetzt verheißt, jeder Warnung nnd Weisung verschließen nnd, zufrieden mit den kleinen Erfolgen der Partei, die nationale Sache für geringer halten als ihren liberaleil Kate­chismus.