Litteratur
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Großen Kurfürsten unternommenen nnd unter dessen Nachfolgern aufgegebenen) Kvlonialversuch an der Gvldküste. Allen Freunden der Geographie uud der deutscheu Geschichte, die weniger einer ins einzelne gehenden Spezialdarstellnng einer besondern Kolonie bedürfen, als einer deutlichen Übersicht nnsers ganzen überseeischen Besitzes nn Gebiet, sei dieses Blatt in seiner neuen Gestalt bestens empfohlen.
Gebrechen nnd Leistungen des kirchlichen Protestantismus. Kanzelreden gehalten von Moritz Schwalb, Dr. tlwol., Prediger zu Bremen. Leipzig, O. Wig-md, 1888
In diesem Buche sind fünfzehn „Kanzelreden" vereinigt, die absichtlich nicht Predigten genannt werden, mit Recht, denn sie haben nnr die Aufgabe, die Gemeinde zn belehren über böse Dinge, die von.Katholiken nnd Protestanten ehemals geglaubt wurden; znm Teil leider noch geglaubt werden, nicht aber zn Glauben nnd Anbetuug emporzuheben, wie es die Predigte», sonst thun sollen. Der Verfasser, jetzt, wie er mehrfach wiederholt, kränklich, aber offenbar geistig frisch, gehurt der Linken des sogenannten HrotestnutenvereinS an. Er hat früher, wie er mit Offenheit gesteht, auch in der Art Schleiermachers noch von Jesus als MessiaS b!el gehalten. Jetzt ist er „unter der ernüchternden, erkältenden Einwirkung des kommenden Alters," wenn anch widerstrebend, zu einer uoch magerern Ansicht von Jesus gewinne». Es ist also ihm wie dem „Lichtfrennd" Uhlich gegangen, der die bekannte Abwärtsbewegung bis zum Pantheismus durchgemacht hat. Es scheint darin eine Art Gesetz zu liegen ; dabei halten diese Männer regelmäßig ihre neueu 'lusichten nicht für einen individuell begründeten Gang ihrer Überzeugung, sondern für ein vielleicht schmerzliches Opfer, das sie der „Wahrheit" bringen. "Sie wundern sich nnd betrüben sich, das; die andern Christen nicht ebenso die veraltete Gläubigkeit mit ihrer Aufklärung vertauschen. Es tröstet den Verfasser aber, daß er bei seinen Gemeindemitgliedern, die er schon zwanzig Jahre in ähnlicher Weise bedient hat, Verträum gesunden und Erfolge erreicht hat. Manches, was er gegen die sogenannte gläubige Theologie vorbringt, ist, wenn auch uicht uen, doch durchaus beherzigenswert, nnd durch die beständige Wiederholung seit zwanzig Jahren hat das, was er sagen will, eine sehr glatte uud wasserklare Form gefunden. Es wird uns aber stets rätselhaft bleiben, wie man die negative Kritik einer Gemeinde gegenüber für Heilsani halten kann. Ganz anders würden wir es beurteilen, wenn der Redner die von ihm nicht gebilligten Bestandteile der christlichen Bekenntnisse einfach überginge und desto mehr die ethischen Triebe des Gemüts stärkte. Aber nnmittelbare nnd grobe Angriffe, znm Beispiel ans die Bibelantorität, den Wunderglauben, die Gottheit Christi, die Dreieinigkeitslehre u. s. w., was können die wohl der Gemeinde nützen? Sollten in nnsern Gemeinden wohl jemals die Bedürfnisse der Anbetung nnd des göttlichen Mysteriums nufhöreu? Wir glauben das nicht.
Gedichte von Frida Schanz. Leipzig, I. I. Weber. 1839 Frida Schanz hat sich bisher dem größern Publikum als Dichterin der Kinderwelt bekannt gemacht, viele ihrer Gedichte erschienen in Jugendzeitschriften nnd bekundeten einen echt weiblichen Sinn für die liebe Jugend, die sie am liebsten «um Märcheuauhören um sich versammelt sah. Nach dieser Sammlung ihrer besten lyrischen Erzengnisse zn schließen will sie aber ernster genommen werden. Damit soll nicht gesagt sein, daß die Schriftstellerei für die Jngend überhaupt nicht ernst geuummen, zn werden verdiene — bewahre! sondern nur, daß Frida Schauz ihre Gedichte, welche Stoffe aus der Kinderwelt behandeln, anch von reifeu Mensche« gelesen zu sehen wünscht; sie hat sie mitten nnter andre gestellt, die nur von reifen ^esern gewürdigt werden können.