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Die historische Ausstellung deutscher Grabstichelarbeiten im Berliner Kupferstichkabinet :
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Historische Ausstellung deutscher Grabstichelarbeiten im Berliner Uuxferstichkabinet 27

fiel mein Auge auf die Stiche von Lucas von Leydeu nnd Albert Dürer, die mir nichts nützen konnten, und es war lediglich durch Zufall, daß ich bei der Teilung doch noch einen französischen Kupferstich auswählte, der den ersten Platz in meiner Mappe einnimmt, sowohl als Erinnerung an meinen Meister, als ob seines seltenen eigenen Wertes, denn ich kenne keinen Freund von Kupferstichen, der ihn gesehen hätte, ohne ihn zu loben. Er ist von F. de Poilly n. s. w."

Diese Wandlung des Urteils begreifen wir mir, wenn wir die Entwick­lung des deutscheu Kupferstichs vom sechzehnten bis zum Ende des sieb­zehnten Jahrhunderts verfolgen. Unter denfürnehmen Malern," die Albrecht Dürer in Hochdeutschland und wir dürfen hinzufügen, in Alldentschlcind erweckte" nnd deren Namen Jvbin aufzahlt, finden wir der Reihe nach auch alle jeue Kupferstecher, die wir unter der Liebhaberbezeichnnngdeutsche Kleiumeister" zusammenzufassen gewohnt sind und deren Werke der Nvrdwnnd des Berliner Ausstellungsraumes ihren besondern Charakter geben.

An dieser Stelle empfinden wir die Beschränkung auf die Grabsticheltechuik zum Teil als Hemmnis für eine klare Darlegung der innern Eutwickluug des Kunstdrucks. Die vielverzweigten Einflüsfe, die uns die Werke der Kleinmeister ihrem Inhalt wie ihrer Form nach erklären und würdigen helfen, lassen sich aus der schmalen Bahn einer einzelneu künstlerischen Technik nur ungenügend nach­weisen. Das Eindringen italienischer Fvrmelemente in die ornamentale und figürliche Darstellung läßt sich z. B. ohne die Augsburgcr Holzschncider- schnle, ohne die Thätigkeit eines Burgkmair, Hans Holbein des jüngern, die den Grabstichel nicht benutzten, endlich ohne die hauptsächlich als Nndirer thätigen Hopfer, Eiseuhoit, Jmnnitzer u. s. w. schwer in ihrer vollen Bedeutung auch für die Entwicklung des Kupferstichs fchildern. Bei der Auswahl für die Ausstellung ist überdies der Nachdruck aus figürliche Darstellung gelegt worden, die im gcmzeu uicht als die stärkste Seite dieser Zeit und Stilgattung gelten kann. Bezeichnend ist es, daß auch diese Kompositionen nicht selten uuter der Hand der Kleinmeister einen ornamentalen Charakter annehmen; wenigstens überwiegt dieser Eindruck bei dem Beschauer, der diese kleinen Bildchen oft mythologischen Inhalts unwillkürlich in seiner Phantasie mit zierlichen Leisten und Kartuschen umrahmt, die ihnen gewissermaßen erst zur rechten Wirkung verhelfen. Thatsächlich sind ja auch viele nur als Entwürfe für Schinnckgerät zu denken.

Aus dem Rahmen dieser Gattung fallen allerdings die beiden Blätter, die den Neigen eröffnen, völlig heraus. CrcmachsBuße des heiligen Chrysostomus," eine Darstellung, die wir in dieser Fassung der Legende auch bei Dürer wiederfinden der .Heilige, der eine Königstochter verführt hat, legt sich selbst die Buße auf, bis zu seiuer Absolution auf Händen und Füßen zu kriechen, ist eine der wenigen Grabstichelarbeiten des fruchtbaren Wittenberger