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Die Folgen der Novelle
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Die Folgen der Novelle

im Stillen sagt, und die andern es wohl auch mit erschreckender Klarheit vor Augen sehen, daß zwei kleine Knaben wohl auf den Einfall kommen könnten, in den Fischteich zu gehen, um dort den lieben Gott zu finden, bei dem es keine Rute giebt; aber Björnson wirft, indem er sich das kalte Wasser vorstellt, den Gedanken als unnatürlich, unmöglich, närrisch von sich.Wie in aller Welt hatte ich nur so etwas denken oder gar andeuten können?" Dennoch es nützt nichts, sich in solchen Stunden Verminst zu predigen, das Allerunglaub- lichste gewinnt gleichwohl Gewalt über uns. Sie suchen mit Verzweiflung. Himmlischer Vater, nm Jesu willen" (bis) betet Stina.Beten Sie mit mir, o beten Sie mit mir!"Um was soll ich beten," fragt Vjörusou rauh,Wohl daß die Knaben jetzt sterben mögen, um iu den Himmel zu kommen und Engel zu werden?" Stina starrt ihn entsetzt an. Es wird sehr lange gesucht; das Loch im Fischteich ist glücklicherweise zugefrvreu gefunden worden.

Björnson hat Gelegenheit zu noch einem längern Gespräch mit Stina, während sie suchend im Schnee des Parks irren, und dabei wird das Geheimnis weiter erläutert. Frau Atlungs großer, einziger, ganz hysterischer Wunsch war alle diese Jahre, daß die Knaben nie von ihr getrennt werden möchten, sie hat nur um dies gebetet, und Stina hat mit beten müffeu. Herr Atlung hat aber damit gedroht, die Kinder irgendwohin in die Schule zu schicken. Wäre dieser Abend nicht gekommen, so hätte er es auch vielleicht ausgeführt! Nun hat aber Gott ihr Gebet erhört. Stina muß fast glauben, daß sie auch ein Werkzeug in seiner Hand gewesen ist. Wenn die Knaben jetzt gefunden werden natürlich müssen sie krank werden; Vater nnd Mutter werden am Krankenbett sitzen müsfen, und dann, ,,o dann schicken sie die Knaben nie sort! Hoch gelobt sei Gott um Jesu willen!"

So kommt es auch. Die Knaben werden endlich halb erfroren unter einem schlitzenden Baume gesunden, nachdem sich Björnson gegen Stina des weitern belehrend über den Nnsug des Uusterblichkeitsglanbens ausgelassen hat, wobei das unverständliche Beispiel des Schnees weiter herhalten muß; dieses Glaubens, der viele tausend Jahre alt, weit älter als das Christentum sei, nnd an deu wir uns noch immer nicht gewöhnt hätten (weil er eben Stanb" ist), und der dabei doch kleine Kinder veranlassen könnte, in die Winter­nacht hinauszulaufeu, um Eugel zu werden 7e. Also die Knaben werde» ge­funden es ist sehr rührend geschildert, werden krank, von Fortschicken ist keine Rede mehr, nnd alles wäre gut, weun uicht Frau Atluug sich beim Suchen nasse Füße geholt hätte und nun auch sterbenskrank geworden wäre. Die bösen Folgen des Nnsterblichkeitsglaubeils kommen doch noch! Björnson kann sie uns nicht schenken. Frau Atlung bildet sich ein, die Kinder stürben, sie selber sterbe auch, nnd das sei nuu die Folge ihres wahnsinnigen Gebets zn Gott, sie trotz der so nötigen Erziehung nach Spencers Methode nie vou ihr zu trenneil, daß sie nun mit ihnen im Tode vereint werden