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Schließlich hält es die Besprechung für nötig, einen Sah als „unvollendet" besonders zu rügen. Dieser Satz (Seite 72 f.) lautet: „Sofort erscheint Elias Schlegel auf dem Plane, um diese Verunglimpfung — nun, noch ist es ja viel- umstritteu, ob Schlegels Aufsah eine Zurückweisung oder nicht vielmehr eine Unterstützung des Gottschedschen Sturmlaufs ist." Tadelud zu behaupten, dieser Satz sei (doch Wohl aus Ungeschick oder Flüchtigkeit?) unvollendet, ist in der That das Zeichen eines — nuu, noch will ich es dem Verfasser der Besprechung überlassen, ob er lieber als flüchtig oder als sonstwas gelten will. So! da stände denn von neuem ein „unvollendeter" Satz.
Ob mir der ungenannte Verfasser der Besprechung die Genugthuung geben wird, seineu Nameu öffentlich zu uenneu?
Unser Berichterstatter bemerkt hierzu folgendes: Dieser „Erwiderung" habe ich die Origiualstellen zur Vcrgleichuug beigefügt, bei dem unvollendeten Satze besorgt sie es selbst. Es ist jedenfalls eine erfreuliche Neueruug der uenesten Litteratur, Satzteile einfach durch Gedankenstriche auszudrücken. Manche Schriftsteller könnten sie sich für die meisten ihrer Sätze, ja für ihre Bücher zum Muster uehmen. Was giebt sich übrigens der Biograph Joh. El. Schlegels solche Mühe, zwei der mitgeteilten Proben unentstellt und in ihrer ganzen Bedeutung vorzuführen, während er über einen solchen Schatz verfügt? Seite 1L4: „Was will es demgegenüber bedeuten, daß dem Verfasser, obgleich neugeboren(!), noch schwache Reste der Schalen ankleben, welche er so siegreich durchbrochen hat?" Seite 99: „Eine solche Erklärung (Goethes über die Wirkungen des Leipziger — Kaffees) verbreitet ungeahntes Licht(!) auch über die Stimmung unsres Elias Schlegel." Seite 66: „Diese Lokalfärbung — Erdgeruch nennt sie recht glücklich der zeitgenössische Realismus" u. f. w. Sollte wirklich nicht bloß der Biograph Joh. El. Schlegels, sondern der gesamte „zeitgenössische Realismus" Jakob Grimms Wort über die Tierfabel so unglücklich anwende»? Aber es muß bei dieser Fülle schon auf das Bnch selbst verwiesen werden, das sie birgt. Es lag uns fern, die Schrift „abzulehnen," vollends inmitten ciuer Litteratur, die das „Erheiternde" (/e/<.0tov </)Aa^r,.xc^ sagt Aristoteles) so wenig Pflegt. K B
Litteratur
Beiträge zur Biographie Ferdinand Freiligraths von Gisberte Freiligrath. Minden i. W. I. C. C. Bruns' Verlag. 1889
Vor sieben Jahren veröffentlichte Wilhelm Buchner eine mehr als tausend Seiten umfassende, sehr ausführliche Lebeusbeschreibung Freiligraths in Briefen: ein monumentales Werk, das aber nnr wenige Menschen in seiner ganzen Breite gelesen haben werden, eigentlich mehr das gesammelte Material für eine Lebensbeschreibung, als selbst ein geschichtliches Werk, das doch nach allgemeinen Vorurteilen billigen Ansprüchen an eine schöne Form genügen soll. Man sollte nun