David Beronski.
fort und sagte leise und hastig: Ich will dir anvertrauen, was nie über meine Lippen gehen sollte, ich kann es nicht ertragen, in deinen Augen in falschem Lichte dazustehen. Ich widerstand — sie sperrten mich ein. Vierzehn Tage habe ich im Gefängnis zugebracht, wegen Ungehorsam und Auflehnung gegen meine Eltern. Man bot alles auf, meinen Sinn zu ändern, meinen Widerstand zu brechen — ich blieb fest. Da kam meine Mutter zu mir. In der Nacht, als ich ihrer mit der Überzeugung gedachte, daß sie für mich wirke und mein Glück herbeizuführen wünsche, so wie ich es verstand, sie kam und — er erhob seine Stimme und faßte Alexeis Arm — flehte mich an, nicht ihr Herz zu brechen, beschwor mich, ihr nicht die Schmach anzuthun, ein ungehorsames Kind aufgezogen zu haben. Sie weinte, Alcxei, und bat mich unter heißen Thränen, unsre Trennung nicht zu verlängern, sie entbehre mich, sehne sich nach mir, und man werde es sie büßen lassen, daß sie meinem Knabenwunsche nachgegeben und mich auf eine andre Schule geschickt habe. Schon jetzt sage man ihr, mein Benehmen sei die Frucht solcher Schwäche —
Sie mußte sich doch sagen, daß die natürliche Folge deiner Erziehung eine freiere Denkart sein würde —
Und sollte ich sie nun für ihre Güte gegen mich strafe», anstatt ihr zu danken? Als ich sie so bitterlich schluchzen hörte, da fühlte ich, daß mir nichts zu schwer sein dürfe, um ihr meinen Dank zu beweisen für die schönen und glücklichen Jugendjahre, die mir eine so reiche, neue Welt erschlossen hatten. Sollte ich ihre Welt arm und leer machen, weil sie mir Schätze zu sammeln erlaubt hatte, die sie nicht kannte? Alexei! Ich gab nach! Doch, bei Gott dem Allwissenden, nichts andres hätte mich so weit bringen können.
Er hatte immer lauter und aufgeregter gesprochen; jetzt schlug er mit der flachen Hand heftig auf den Tisch. Die Kinder erschraken und fingen an zu schreien. Sofort öffnete sich die Thür, Davids Frau trat ein, nahm die weinenden Kinder auf und trug sie fort, wobei sie eiuen so bösen Blick auf Alexei heftete, daß dieser davor erschrak.
Armer David! Alexeis Lippen blieben stumm, nur sein Blick sprach.
Die Stunde des Sabbaths ist nahe, sagte David nach einer langen, peinlichen Pause, es ist wohl besser, du gehst und — auch besser, du kommst nicht wieder hierher. Du kannst dich hier nicht wohl fühlen.
Komm zu mir, David, oder ist es dir zu weit? Dann sage mir, wo ich dich treffen kann, wir müssen uns doch sehen.
Ich komme gern zu dir, und wir können uns auch treffen. Morgen ist Sabbath, auch übermorgeu bin ich erst gegen Abend frei. Kannst du an den Teich kommen? O, Alexei! Dein Anblick ist mir wie ein schöner Traum, wie eine Erinnerung, die ich jeden Augenblick zu verlieren fürchte, ein Sonnenstrahl, ein Stück jenes vergangenen, zauberhaft schönen Lebens.
Seine Stimme erstarb, er barg sein Antlitz an Alexeis Schulter.