Vas lvormser volkstheater.
331
noch nie in der Weltgeschichte. Das Leben, das ist die Antwort auf die gestellte Lebensfrage, ist gerettet, sobald wir, die Lebenden nur wollen und glauben, und nimmt einen neuen Anlauf zu höheren Zielen als je, indem es weitere und größere Kreise zieht als je, die von selbst zu einer Vertiefung des Lebens, auch des Einzellebens in sich führen und zugleich zu einer Erhöhung in der Richtung zum Ewigen, Göttlichen, die mit der Vertiefung von selbst gegeben wird. Das muß der Verlauf der neueu großen Lcbensbewegung sein, wie ihn Gott und Natur zu lenken bereit stehen, wenn sich die Einzelnen ihr freudig, mutig und gläubig hingeben. Aber auch aufzuräumen giebts mit altem Wust; helfe dazu jeder, der weiß, was wahres Leben ist.
_^
Das lvormser Volkstheater.
von Richard Löbell.
eit einigen Monaten berichten die Zeitungen von großen Plänen und Besserungsbestrebungen auf dem Gebiete des deutschen Theaters. Bestehende Bühnen sollen umgewandelt, neue gegründet werden, und der leitende Gedanke spricht sich hie und da in der Bezeichnung Volkstheater aus. So wird in Berlin der Schauspieler Barnciy das Walhallatheater zu einem Volkstheater umschaffen. Ebenso bereitet man in Wien unter der Leitung Franz von Schönthcms ein Volkstheater vor, für welches ein prächtiges Hans gebaut wird, und das kleinere Worms hat in Fr. Schön, dem Veranstalter des Lutherfestspiels, einen begeisterten und thatkräftigen Förderer desselben Zweckes gefunden. Was so allgemein sich zeigt und in weit auseinander liegenden und verschieden gearteten Orten mit denselben Einsichten und Absichten zu Tage tritt, muß gewissermaßen organisch notwendig sein, und man könnte es mit der Hoffnung betrachten, welche über das ganze Lmid zu derselben Zeit blühende und schönere Tage verkündende Frühlingsblumen erwecken. Diese schönern Tage des deutschen Theaters sollen durch Volkstümlichkeit und Stil der dramatischen Kunst herbeigeführt werden. Das Streben nach diesem hohen und trotz Lessing, Schiller und H. von Kleist noch nicht erreichten Ziele liegt allen angekündigten Reformen zu Grunde, mögen Ernst, Tiefe und Aufrichtigkeit derselben und Einsicht bei der Ausführung auch "icht überall gleich sein.
Jedenfalls verdienen solche Bestrebungen, wo immer sie auch auftreten, unsre Teilnahme, und vorurteilslos müssen wir ihre Ergebnisse abwarten.