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Dichterfreundinnen : 4. Madame Luzifer.
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Dichterfreundinnen.

Reise um die Welt verhandelt und war schon so weit gekommen, daß er seine Professur aufgab und in Göttingen die Vorbereitungen zur Reise traf. Allein der russische Hof hatte den Plan fallen lassen, und Förster hatte es als ein Glück betrachten müssen, daß sich in Mainz die Bibliothekarstelle anbot. Aber auch hier stand er fortwährend auf dem Sprunge. Kein Wunder, daß seine Frau oft in die Lage kam, ihre Sorgen vor einem vertrauten Hausfreunde auszuschütten. Als Mainz von den Preußen belagert wurde, im Herbst 1792, schickte Forster die Frau und die Kinder nach Straßburg und übergab sie der Obhut der dortigen Jakobiner. Hier trennte sich Therese innerlich und äußer­lich von ihrem Manne. Sie entfloh den Jakobinern, deren Treiben ihr im höchsten Grade mißfiel, und wandte sich nach der Schweiz. Huber, der sein Amt aufgegeben hatte, fand sich zu ihr, und dem armen Forster blieb nichts übrig, als unter Lebensgefahr aus seinem Gefängnisse Frankreich noch einmal über die Grenze zu schleichen, um seine Kinder an seine Brust zu drücken und dann gebrochenen Herzens zurückzueilen nach Paris, um zu sterben. Forster liebte Weib und Kind über alles. Zwar glaubte er im Geiste jener wunder­lichen Zeit, seiner Frau keinen Zwang ihrer Neigung auferlegen zu dürfen, zwar betrachtete und behandelte er demzufolge Huber als einen Freund, dem er um Theresens willen Dank schuldig sei, aber immer und immer wieder kommt in seinen Briefen nach der Schweiz der Unmut zum Durchbruch, und man fühlt es heraus, wie tief sein moralisches Gefühl verletzt ist, wie elend ihn der Verlust der Seinigen macht; auf dem Totenbette war die Erinnerung an seine Kinder sein letzter Gedanke. Was half es ihm! Therese und Huber hatten kaum ein Gefühl des Mitleids für den unglücklichen Mann, au eine Rückkehr in das frühere Verhältnis mochten sie nicht denken, sie mußten es dem Schicksal danken, daß es den unheilvollen Knoten durch den Tod des Verlassenen löste. Therese hat als Hubers Gattin, als arme Schriftstellersfrau mit Riesenkraft um den Bestand ihres neuen Familienlebens gerungen, hat sich mit spartanischem Helden­mut durchgekämpft und sich so als die Tochter Heynes bewährt, aber daß sie Forster in seiner Not verlassen hat, bleibt ein dunkler Flecken auf ihreni Bilde.

(Fortsetzung folgt.)