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Ein Jubiläum. 1.
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Gin Jubiläum.

i.

m 8. Oktober werden wir einen weltgeschichtlichen Gedenktag feiern: es wird dann ein Vierteljahrhundert seit dem Tage ver­flossen sein, an welchem Bismarck definitiv zum Ministerpräsi­denten ernannt und zugleich mit der obersten Leitung der aus­wärtigen Angelegenheiten des preußischen Staates betraut wurde, nachdem er bereits am 23. September provisorisch an die erstgenannte Stelle berufen worden war. Auseinanderzusetzen, weshalb wir diese Tage als welt­geschichtliche begehen, aufzuzählen, was mit ihnen begann und bis heute sich entwickelte, hieße Wasser ins Meer tragen und die Deutschen für ein Volk ohne Gedächtnis und ohne Dankbarkeit halten. Dagegen wird es nicht überflüssig und in verschiedner Beziehung von Nutzen sein, wenn im folgenden daran er­innert wird, wie die Zeit, welche die Historiker einst nach Bismarck benennen werden, sich vorbereitete, und wie ihre Anfänge sich gestalteten, wie es kam, daß der damalige Gesandte Prenßens am Pariser Hofe von König Wilhelm an das Stciatsrudcr gestellt wurde, wie ihn die Parteien empfingen, wie sie ihn lange verkannten, und welche Denkart, welche Begabung er in Wahrheit zu seinem Werke mitbrachte. Es ist gerade hier manches in Vergessenheit geraten, was von Bedeutung ist, und wenn eine Anffrischnng des Verblichenen dem einen und dem andern dabei beteiligt gewesenen Politiker unerwünscht sein muß, so fordert doch die Wahrheit ihr Recht; und das steht sehr viel höher in unsrer Achtung als der etwaige Anspruch jener auf schonendes Verschweigen ihrer Thorheiten und Sünden in vergangenen Tageu. Zumal da die Folgen derselben nicht durch sie selbst zum Bessern gewendet wurden.

Grenzboten IV. 1837. 8