Dichterfreundinnen.
179
Daß Bedenken dieser Art nicht unbegründet sind, zeigen bereits die Thatsachen der Gegenwart. Schon jetzt sind die Anhänger des Herrn Schleyer in Frankreich auf dem besten Wege, das Volapttk in ausschließlich und einseitig französischem Sinne weiter zu bilden, und in Österreich heben ähnliche Sondergelüste ihr Haupt mächtig empor, sodaß die Generalversammlung der württembergischen Weltsprachler am 1. Mai d, I. mit Besorgnis über die Gefahr der Zersplitterung verhandelt hat. Und was soll man gar dazu sagen, daß in den Volapükzeit- schriften spaltenlange tiefsinnige Untersuchungen uud Aufsätze darüber veröffentlicht werden, ob das aus vier Worten bestehende Motto, welches der Erfinder Schleyer seinem Lehrbuche vorangesetzt hat, richtig volapükisch abgefaßt sei oder nicht? Die Weisheit muß sich eben meistern lassen von ihren eignen Kindern! Für die Zukunft eröffnen sich hiernach recht erbauliche Aussichten, denn, wenn das jetzt im Anfange am grünen Holze geschieht, was soll dereinst am dürren werden? (Schluß folgt.)
Dichterfreundinnen.
von F ran ZZP falz.
S. Die Titanide.
och einen Schritt weiter in die Tiefe der Seelenfreundschaften, und wir finden unsre Heldinnen mitten in der Leidenschaft und hart an der Grenze des Wahnsinnes.
Wie ein einsam stehender Baum, der, vom Sturme durchwühlt, immer von neuem seinen blütenstüubenden Wipfel vornüber- bengt, den Wanderer mit glänzenden Blättchen und Fäden überschüttet und, wenn dieser gleichgiltig vorübergeht, sich ästeringcnd zurückwirft, so erscheint uns Charlotte von Kalb.
Wunderbar sind die Gegensätze in ihrem Leben. In vornehmer und reicher Umgebung, als das Kind hochadliger Eltern erblickt sie das Licht der Welt. Aber sie ist zum Unglück geboren. Verwaist, verkauft und verraten ringt sie nach Selbständigkeit, aber den Halt, den sie im Leben sucht, findet sie nur in der Tiefe ihrer Seele. Ihr hochbegabter Geist entbehrt jeder gründlichen und stetigen Bildung, ihr liebebedürftiges Herz findet keine Brust, an der sie ausruhen könnte. Einsam steht sie da, ohne Freundinnen, weil sie es verschmäht, sich an Frauen anzuschließen; aber die bedeutendsteu Männer weiß sie in den