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Ungehaltene Reden eines Nichtgewählten. 21.
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Ungehaltene ^ Reden eines Nichtgewählten.

vom gestrigen Tage kann natürlich niemand besser lösen, als der diplomatische Korrespondent der Freisinnigen, der Nvssischen, des Berliner Tageblattes und andrer Organe, welche ihre Feder nur in die Milch der frommen Wahrheits­liebe tauchen. Erfahren Sie denn, daß das Schwert noch keineswegs im Hinter­grunde der Wagschale schlummert. Angesichts Ihres Werten begab ich mich zu meinem Freunde Bonlanger, schlug ihn nach französischer Manier auf den Bauch und sagte: Ohne Umstände, General, bergen Sie Krieg oder Frieden in den Falten Ihres Paletots? Sie begreisen, daß ich für den erster» Fall Mund­vorrat einkaufen uud meinen Revolver putzen lassen müßte. Er lächelte fein und sagte: Kommen Sie, alter Schwede (visux LuväoiL). Darauf führte er mich in das Arsenal, öffnete eine große Kiste mit der Aufschrift »Munition« und ließ mich hineinsehen. Was sah ich? Nichts als Cigaretten. Ich hielt sie zuerst für eine neue Art von Patronen, aber er sagte: Greifen Sie unbesorgt zu (MouÄM Ä 8S.N8 xsur, t"v.ro.on8 1-i vigu-rötto üo Mix). Und richtig, es war Laferme. Dcmn trat er an eine Mitrailleuse, drehte die Kurbel und fragte: Riechen Sie nichts? Ich schnupperte und sagte erstaunt: Ich wittere eher Cichvrien als Pulver. Ganz recht, antwortete der Minister, wir haben durch einen einfachen Mechanismus die Geschütze in Kaffeemühlen verwandelt und malen täglich den Vorrat für ganz Paris. Das giebt eine ganz nette kleine Einnahme, besonders da wir tüchtig Fichtenrinde darunter mischen. Also ist es garnichts mit der Kriegsbereitschaft? Garnichts (a«8W «uit, rwn). O, brechen Sie dies rätselhafte Reden, bat ich, alle Welt behauptet doch, Sie wollten des Kanonenballs fürchterlichen Pfad entfesseln. Alter Freund, ich möchte wohl, aber es geht nicht. Eure Generale sind uns über (8ur). Wenn es lvsginge, würde Mr. Nicktere bei seinem glühenden Patriotismus nicht umhinkönnen, den Oberbefehl zu übernehmen; dazu Mr. Virechcmd (er meinte Virchvw) als Generalstabs-Chef, Mr. Vindvrst an der spitze der schweren Kavallerie, Mr. Grilleberger mit der Artillerie. ... ^ll, nron -rrui, wenn die anfangen zu rede», sind wir geliefert (lournis). Was Sie hier ge­sehen haben, dürfen Sie nicht weiter erzählen, denn wenn Rochefort erführe, wie es in unsern Zeughäusern steht, gäbe es wieder einen Mordspektakel (8pocz- t-rolö cl'Ä8L!r88umt)). Doch gehe ich jetzt auch offiziell mit der Abrüstung vor. Ich hatte ein Paar neue Reitstiefel bestellt, weil meine alten etwas drücken, habe aber die Bestellung rückgängig gemacht. Morgen kommt eS in die Zeitungen. Will nun Bismarck nicht als Friedensstörer dastehen, so muß er unserm Bei­spiele folgen. Und was erwarten Sie in diesem Falle von Deutschland, General? Daß es seine halbe Armee entläßt und die andre Hülste nach Kamerun schickt; wir sind bereit, Transportschiffe dazu zu leihen. Sind diese beiden Maßregeln ausgeführt, so können Rußland und Frankreich auch ihre Ver­fügungen treffen, aber bis dahin sehen sie sich fortwährend von Deutschland be­droht. Ich dankte tief bewegt dem Minister für seine Aufklärungen und empfahl mich. Sie sehen also: noch rast nicht der See, das Strahlende zu schwärzen, womit ich die Ehre habe u. s. w."

Was sagen Sie min, meine Herren Konservativen und Nationallibcralen? Jetzt müssen Sie zugestehen, daß unsre Quellen besser waren als die Ihren, und mit der nationalen Entrüstung ist es nichts, dafür kommt die Abrüstung. Wenn sie sich überhaupt nur nicht damit befassen wollten, öffentliche Meinung zu machen, das verstehen wir besser.