Das Ergebnis der französischen Wahlen.
ie Abgeordnetenwahlen in Frankreich, deren endgiltigcs Ergebnis !seit einer Woche vorliegt, zerfielen in zwei Akte, die ihrem Wesen und ihrer Wirkung nach wesentlich von einander unterschieden waren. Der erste war ein überraschender, vielfach beunruhigender Sieg, der zweite eine starke Ausgleichung und Beschränkung der Erwartungen, die sich an denselben knüpften. Aber wenn die Stichwahlen vom 18. Oktober das Resultat der Wahlen des 4. wesentlich änderten und einerseits im Jnlande, anderseits im Auslande manchem das Herz erleichterten, der den Fortbestand der Republik wünschte und ihn durch die letztern in Frage gestellt fand, so bleiben auch nach dem 18. Oktober noch Befürchtungen genug übrig, welche die Abgeorduetenwahl als Ganzes im Lichte eines Ereignisfes erscheinen lassen, das eine Wendung im Leben der Republik nach dem Nieder- gange hin erkennen läßt, mag die Krisis auch noch Jahre auf sich warten lassen.
„Die Mehrheit der gebildeten Franzosen — so schrieb Hillebrand, einer der besten Kenner unsrer westlichen Nachbarn, vor zwölf Jahren — ist im Grunde gemäßigt liberal in ihren Ansichten, aber sie weiß dieselben nur auf zwei Weiseu geltend zu machen: durch Verbindung mit der blind konservativen oder mit der blind revolutionären Menge, wobei sie immer nur eine Seite ihrer Anschauungsweise bethätigen kann und immer der Gefoppte der extremen Interessen wird. Sieht m-m ab von den zufälligen Parteinamen und Parteigrnppirungcn, so wird man vier Hanptgruppen unterscheiden, welche sich das ganze Jahrhundert hindurch wenig geändert haben. Bonapartismus und Ncpublikanismus, Legitimismus und Orleanismus sind vorübergehende Bezeichnungen, mit denen sich verschiedne Parteien und Interessen schmücken, deren Bedeutung jedoch unaufhörlich wechselt. Die vier Hauptgrnppcn aber, in die sich das französische Volt Grmzbvtcn IV. I88K. 23