Literatur.
hört! Alter Chronist, rief er, indem er nach dein Folianten griff, alter Michcle Vvrdenvne, der dn nnr Ehrenvolles von meinem Geschlechte zu berichten wußtest, steige aus deiner Gruft empor, trage nach, was diese Wochen au Schimpf und Schande ans mein greises Haupt brachten, und dann schreibe ans Ende deines Werkes die Worte:
Um eine Perle! um eine Perle!
Fiorita war weiß geworden wie die Wand. Ihr schwindelte, alles bewegte sich vor ihr im Kreise, sie hielt sich nur aufrecht, iudem sie die Lehue ihres Stuhles umklammerte.
Der Greis sah es, wollte aufstehen, um ihr beizuspriugen, unterdrückte aber diese Regung in demselben Augenblicke und legte den Folianten aus der Hand, als sei min ausgesprochen und abgethan, was sich einmal hatte Luft machen müssen, was nicht um jenes Versprechens des schweigcudeu Hiuuehmeus willen unterdrückt Werden konnte. (Fortsetzung folgt.)
Literatur.
Der Kampf um den Besitz. Vo» Dr. F. L. Chleborad. Wie», Mailzscher Verlag. 188S.
Der Verfasser hat sein Buch, von dem hier eine deutsche Ausgabe vorliegt, bereits im Jahre 1884 in der Sprache seiner Landslente erscheinen lassen; ob dies mährisch oder tschechisch ist, vermag Referent nicht zu beurteilen, da er keiner dieser beiden Weltsprachen mächtig ist. Der Vcrlcigsvrt der Abhandlung war Brunn, der Verfasser scheint aber auch viel in Böhmen gelebt zu haben.
Der Inhalt des Buches berührt uns im allgemeinen sympathisch; denn es beruht darauf, daß die soziale Frage uur durch das soziale Königtum gelöst werden könne. Der Kampf um den Besitz ist etwas dem Menschen angeborenes, der Mensch wird zu demselben durch die Natur und dnrch seine Mitmenschen genötigt, aber die bisherige Entwicklung dieses Kampfes hat zu der ungleichen Verteilung des Besitzes, zu den wenigen Besitzenden und zu der Menge Besitzloser führen müssen. Der Verfasser rät den Besitzlosen, sich mit der Monarchie zu verbinden und infolge dieser Allianz die erlangte Macht zu einer Umgestaltung der sozialen Zustände zn benutzen. Diese Umformung findet der Verfasser teils in der Defensive der Besitzlosen, teils in der Offensive. Die erstere ruht mehr noch auf Politischem als auf sozialem Gebiete, denn zu ihr wird gerechnet: Förderung des Asso- ziativnswesens, freies Versammlungs-, Vereins- und Petitionsrecht, kein Vermögens- wahlzcusus, obligatorischer Unterricht, Reform der Steuergesetzgebung mit progressiver Einkommensteuer nutcr Freilassung gewisser Existenzminima, Beschränkung der bente- süchtigen Konkurrenz, Schutzzölle u. dergl. m. Für die Offensive, d. h. für die Erkämpfung neuer ökonomischer Verfassungsfvrmcn, faßt der Verfasser alle Vorschläge zusammen, die sonst von einzelnen als Lösung der sozialen Frage in Anregung gebracht worden sind. Dieser Gedanke ist unzweifelhaft richtig, denn die soziale Frage nmfaßt das gesamte gesellschaftliche uud wirtschaftliche Lcbeu und muß sich deshalb ans alle Beziehungen der Menschen in dieser Nichtimg erstrecken. Be-