Um eine Perle. g95Z
Petschaft in Eure Hut — Ihr habt mich heute verhindert, es zu mißbraucheil muß ich es je wieder unter ein Todesurteil drücken, so will ich es aus Eurer Hand empfangen.
In großer Seelenbewegung wandte er sich ab.
Andrea suchte nach Worten, um zu danken, aber der Herzog brachte, an den Schreibtisch tretend, nur noch mit raschem Federstriche die Begnadigung Marcellos zu Papier, legte das Papier in die Hände Andreas und machte dann eine entlassende Handbewegung; die Audienz war zu Ende.
Dennoch gab es ein unvermeidliches Nachspiel.
Der Anwalt erinnerte sich im letzten Augenblicke, daß es unerläßlich sei, den Herzog noch einmal anzusprechen.
Er blieb auf der Schwelle stehen und sagte: Altezza, Ihr hattet zwar die Gnade, mich zu entlassen, ich muß aber meiu neues Amt leider mit einer Einrede bcgiunen: ich kann nicht hinaus, Altezza.
Der Herzog lächelte. Nicht hinaus? Wer hindert Euch daran? fragte er,
Altezza, kein Geringerer als Vitaliano.
Aber wie das?
Euer neuer Siegelbewahrer befindet sich eben seit heute Vormittag in Haft.
Ihr seid unter Bedeckung hier?
Altezza, draußen stehen die Wachen Vitalicmos.
Das ist die tollste Karnevalsposse, die mir je vorkam, lachte der Herzog, aber in demselben Angenblicke zog eine Wolke des Mißtrauens über seine Stirn. Und warum verschwiegt Ihr mir auch das?
Weil ich Euch gleichzeitig die verdrießliche Nachricht hätte bringen müssen, erwiederte Andrea, daß Ihr Ench zunächst ohne Enern Leibbarbier behelfen müßtet —
Und wohl auch ohne meinen Lavagno-Lieferanten! Die Wolke auf der Stirn Francescos verschwand. Ihr habt Recht, Andrea, sagte er, die Folter ist ein kurios unsicheres Mittel, nm hinter die Wahrheit zn kommen. Wir wollen Vitaliano pensionircn — dies sei der Morgengruß, welcher den Mcm- tucmern das Heraufziehen eines neuen Tages verkünden soll.
Die draußen postirten Wachen erhielten vom Herzog selbst die Weisung, sich zurückzuziehen, und jetzt konnte Andrea mit der Begnadigungskunde in den Kerker Marcellos eileu.
Zweiunddreiszigstes Aapitel.
Es hatte dem Herzog in Wirklichkeit nicht übel gepaßt, den in ganz Mantua verhaßten Sbirrenchcf zu opfern. Sein Untergebener Antonio Maria war seit langem mit Erfolg beflissen gewesen, die Aufmerksamkeit Francescos ans sich zu lenken, und seit es der Unermüdlichkeit Antonio Marias gelungen war, das