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Um eine Perle : (Fortsetzung.) : neunundzwanzigstes Kapitel.
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Um eine Perle.

auseinandergezerrt zu werden, nur dadurch abwenden, daß ich Eure Herrlichkeit der Verschwörung gegen Enre Herrlichkeit selber anklagte ich vermute, Al­tezza, ich würde es thun.

Trinkt! sagte der Herzog lachend und schenkte ein.

Mit verstohlenen: Blicke lauerte er auf die Miene Primaticcios, indem er selbst nur zum Scheine das Glas an die Lippen setzte.

Aber der Anwalt that, als merke er nichts, leerte das Glas bis ans den Grund, lobte die Köstlichkeit des Trankes mit einem beifälligen Schnalzen und fuhr dann in seinem bis auf eine einzige Auslassung durchaus erschöpfend ge­nauen Vortrage rnhig fort.

Am Ende desselben kam er ans seine Bitte um die Begnadigung Mar- eellos zurück.

Der Herzog blickte wieder finster. Ich brauche Euch nicht erst zu sagen, versetzte er, daß Auhöreu und Glauben zwei verschiedne Dinge sind. Aber er­klärt mir doch eins. Ihr habt, um diese Bitte zu rechtfertigen so scheint mir's, etwas sehr Wichtiges zu erwähnen vergessen.

Und das wäre, Altezza?

Die Kenntnis Marccllos von dem wenn ich Ench glauben wollte schwarzen Anschlage meines Vetters. Der Alte erschlug in Giuseppe, wie ich dann annehmen müßte, weniger den Verführer seiner Tochter, als denjenigen, der Marcello Buonaevlsi selbst hatte verführen wollen; er erschlug iu ihm nicht den Gonzaga schlechtweg, sondern den entarteten Gvnzaga, den Bnben, der um ein paar hübscher Augen willen den letzten Rest von Familienstolz und Ehr­gefühl unter die Füße trat, und für dessen schmähliches Ansinnen einer Waffen­brüderschaft der alte Marcello Bnonaeolsi denn nie habe ich an seiner Ehrenhaftigkeit gezweifelt nur die eine Antwort hatte und haben konnte: die Antwort mit dem Schwerte.

Andrea ließ sich einige Augenblicke Zeit, ehe er antwortete, nnd der Herzog strich sich den Bart, indem er niederbückte, um den ihm Gegenübersitzenden nicht erraten zu lassen, ob und welche Falle sich hinter der an ihn gerichteten Frage verberge.

Ich hatte so wohlwollende Worte, entgegnete der Anwalt, aus Euerm Muude, Altezza, nicht erwartet daher mein verlegnes Verstummen; wollet es gnädig verzeihen. Die Wahrheit zu gestehen, es haben niedrigdenkendc Menschen sich nur zu oft beflissen gezeigt, das hohe Herrscherhans, welchem Mantua Glück, Ruhm lind Gedeihen verdankt, als von Mißtrauen gegen die Schattenexistenz der Buonaeolsis erfüllt darzustellen. Urteilt darnach über den Grad der Freude, die ich empfinde, nun Ihr selbst, Altezza, bekennt, nie an Marccllos Ehrenhaftigkeit gezweifelt zn haben goldne Worte, Altezza, vor allem, weil ein Mund sie sprach, welcher der Verstellnng lind Lüge, wie ganz Mcmtna weiß, unfähig ist.