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Goethe und Levezow : nebst ungedruckten Briefen Goethes.
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Roiscbricfe ans Italien vom Jahre ^332.

die Willcnsschwankungen erfreuen wenig. Bei Levezow stehen die Götter tief, da sie eine so ungerechte Forderung gestellt haben, aber die Menschen sind durch große und begeisterte Handlungen ausgezeichnet; der Verlauf der Handlung ist mit geschickter Hand entwickelt, uud das Werk darf als ein Ausläufer der klassischen Schule von den Litcraturforscheru wohl beachtet werden. Zum ersten­male aufgeführt wurde es am 3, August 1804 zur Geburtstagsfeier des Königs im königlichen Natioualtheater in Berlin, gedruckt 1805 von der Rcngerscheu Buchhandlung in Halle,

(Schluß folgt.)

Reisebriefe aus Italien vom Jahre ^882.

Ans dem Nachlasse von W. Roß mann. (Fortsetzung.)

Rom, 8. November, ruh fuhren wir zum Vatikau , um dns sogenannte Museum, d, h, die Galerie der Antiken, zu sehen. Es ist das eine reiche, in den herrlichsten Räumen, Sälen, gekuppelten Rotunden und Korridoren aufgestellte Sammlung der hervorragendsten Skulpturen, Am be­rühmtesten sind wohl die Laokoongruppe und der Apollo vom Bel- vedere, so genannt nach dem achteckigen Hofe, in dessen einem Pa­villon er steht. Nach Winckelmann ist er im Werte zu sehr degradirt worden; vor dem Original jedoch begreift man dessen ekstatische Beschreibung, Großen Eindruck machte« uns auch durch ihre Monumentalität die Porphyrsarkophage der Mutter und der Tochter Konstantins, Wie gestern vollendet. Schöne tieffarbige Mosaik­fußböden: Nereidengruppen, ein Blumenkorb.

An diese Sammlung schließt sich diejenige der etruskischen Altertümer: Terra- cotten, Bronzen, Vasen, goldner Schmuck. Wie hoch stand dies Volk und wie ganz nahe den Griechen! Terracottenköpfe von der feinsten individuellen Bildung, Bronzen von höchster Lebendigkeit, Sehr interessirtc auch das alte Hausgerät, z. B, bron­zene Kohleupfanncn, wie man sie noch heute braucht, mit Zange und Stocher. Dazwischen einige höchst bemerkenswerte römische Altertümer, z, B, eine Bigu aus Holz, innen mit Lcder, außen mit Bronze überzogen, die sich vollständig erhalten hat. Gerade solche Ueberbleibsel des gewöhnlichen Lebens interessiren oft mehr als Schöpfungen der hohen Kunst; sie enthalten einen Teil der unmittelbaren Selbst­kopie des Lebens.

Wir sahen noch die Tapeten des Raffael. Die hiesigen Exemplare sind in den Lichtern mit Goldfäden gewirkt, aber im ganzen wirken sie doch nicht so har-