Der ^.ndicmerkneg in Kanada.
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Erfolgen führt. Sie läßt sich kurz in zwei Worten ausdrücken: Hinterhalt und Überfall. Die Indianer treten einem Angriff niemals offen entgegen, mich dann nicht, wenn sie die Überzahl haben. Wenn der Feind gegen sie vorgeht, so löst sich ihr vor ihm stehender Heerhaufeu sofort iu kleine Gruppen und Schwärme auf, welche seinen Marsch flankiren und ihm in den Rücken zu kommen sucheu. Wo das Terrain günstig ist, wird der Gegner aus verdeckter Stellung energisch beschossen, und dehnt sich sein Herr in dünne Linien aus vder zeigt es irgendwo Lücken, so erfolgt ohne Verzug ein blitzschneller Angriff. Die Indianer und Mischlinge des Landes im Westen des Winnipegsees werden bei dieser Kriegführung wesentlich dadurch unterstützt, daß sie gut beritten sind. Die Schnelligkeit und Ausdauer ihrer kleiueu Pferde ermöglichen rasche Manöver und für den Notfall ein rasches Entkommen, sür den Sieg langdanernde Verfolgung. So hatte der General Middleton, als er gegen die Insurgenten, nachdem dieselben eine Anzahl Kolonien überfallen, deren Bewohner als Geiseln fortgeschleppt und einige Beamten zu Gefangnen gemacht hatten, zu Felde zog, durchaus keiueu verächtlichen Gegner vor sich, zumal da dieselben aus den Vereinigten Staaten gute Schießgewehre erhalten hatten und die genaueste Kenntnis des Landes und der Vorteile besaßen, die es dem Verteidiger bietet. Zunächst kam es zu einigen Scharmützeln, die unentschieden blieben. Indes wichen die Leute Niels zurück. Donnerstag den 7. Mai rückte Middleton mit 500 Mann und eiuigcu Geschützen von Fish Creek in der Richtung von Batoche vor, wo der Feind, wie man annahm, Stand zn halten entschlossen war. Zu gleicher Zeit sollte der Dampfer Northevte den Saskatschewcm hinabfahren und bei dem Angriff auf Batoche mitwirken. Der letztere Plan mißgluckte aber, indem das mit Scharfschützen besetzte Fahrzeug sich vor dem wohlgezielten Feuer der Insurgenten zurückziehe,? mußte und dabei an seichter Stelle stecken blieb. Am 9. Mai ging Middleton selbst gegen das Dorf Batoche vor, wobei die Truppen durch dichten Wald mit Unterholz zu marschiren hatten. Als sie sich dem Orte näherten, schlichen sich Kundschafter voraus. Sie bemerkten keinen in Linie aufgestellten Feind, sondern nur vereinzelte Gruppen von Mischlingen, die sich bei der Kirche und einigen Hütten auf dieser Seite des Flusses befanden. Die Hauptmasse des Dorfes liegt auf dem andern Ufer. Der englische General ließ seine Artillerie gegen die Insurgenten das Feuer eröffnen, und sie leisteten uur schwachen Widerstand und zogen sich bald hinter das Dorf zurück. Middleton scheint daranfhin unterlassen zu haben, seine Flanken und seinen Rücken gegen ciuen Angriff zu decken; denn plötzlich entstand hinter ihm Lärm nud Verwirrung. Ein starker Hcmfeu der Gegner hatte sich ihm in den Rücken geschlichen und sich auf die Geschütze gestürzt, die nicht genügend durch Infanterie gedeckt waren. Die kanadischen Soldaten ergriffen die Flucht und suchten ein Versteck im Walde. Es schieu einige Minuten, als ob die Kanonen verloren gehen würden, und damit wäre die Niederlage der Engländer entschieden gemesen. Zum Glücke für sie stand eine Strecke davon ein Gatling-Geschütz (eine Art Mitrailleuse) mit einem englischen Offizier, der den Gebranch desselben kannte, und dieser Umstand bewahrte das kleine Heer vor der Vernichtung. Kapitän Howard richtete seine Mitrailleuse auf die vorstürmenden Mischlinge und Rothäute. Man vernahm durch das wirre Geschrei und Getöse derselben das kaffeemühlenartige Klappern der Maschine, und ein nicht endenwollender Strom von Kugeln fegte die vorderste Reihe der Stürmenden hinweg. Die übrigen stutzten und wendeten sich dann zur Flucht in die benachbarten Büsche. Die Artillerie war damit gerettet, Grenzboten II. 188K, lN