Beitrag 
Der Indianerkrieg in Kanada.
Seite
480
Einzelbild herunterladen
 

480

Der Indianerkrieg in Kanada.

Vesitztitel, es war eben genug neuer Grund und Bvdeu vorhanden, um sehr weitreichenden Ansprüchen zu genügen.

Nun mußte aber, als der Bau der Eisenbahn bis zu diesen fernen Gegenden gediehen war und Massen von neuen Einwanderern sich zu beiden Seiten von ihr Wohnsitze suchten, die Zentralregiernng in Ottawa daran denken, diese Ge­biete vermessen zu lassen, sie in Provinzen und Distrikte einzuteilen und das Ganze in solcher Weise gegliedert nnd geordnet der Konföderation von Kanada einzuverleiben, und hierbei trifft sie der Vorwurf, nicht nach Billigkeit Verfahren zu sein. Die Lcmdvcrmeffer gingen auf ähnliche Art zuWerke wie in den Ver­einigten Staaten, d. h. sie teilten das Land in Tvwuships von je 36 Quadrat- meileu und diese letztern jede wieder in Sektionen; dann wurde das Vermessene vertragsgemäß in der Weise verteilt, daß in jedem Township ans 20 Meilen nördlich und südlich längs der Eisenbahn je 2 Quadratmeilen der Hudsonsbai- Gesellschaft, je 16 den Besitzern der Eisenbahn und das übrige der Negierung zur Überweisung an neue Kolonisten zufallen sollten. Auf die Rechte uud An­sprüche der Mischlinge, die sich hier als Squatter des Grund und Bodens be­mächtigt hatten, wurde dabei keinerlei Rücksicht genommen, dieselben galten als nicht vorhanden, da diese Leute allerdings unterlassen hatten, Lage und Große ihrer Ansprüche bei den dazu bestimmten Behörden anzumelden. Die Regierung übergab wegen dieses Umstandes, der auf einem bloßen Formfehler beruhte, die betreffenden Landftrecken neuen Ansiedlern, und selbstverständlich machte dies unter den alten, den Halbindianeru, sehr böses Blut. Sie reichten zunächst Ver­teidigungsschriften ein, in welchen sie ihr Squatterrecht wahrten uud Nuertennuug desselben vvnseiten der Oberbehörden forderten, dann knüpften sie daran den Wunsch, die Regierung möge durch Freischnlen für den Unterricht ihrer Kiuder sorgen, uud schließlich verlangten sie für ihre Nachbarn und Freunde, die In­dianer, reichlichere Unterstützung durch Lieferungen von Getreide und andern Lebensmitteln, als sie bisher bekommen hatten. Durch letzteres sicherten sie sich deu Beistand der Nothäute für den Fall, daß ihre Petitionen vergeblich wären und nun versucht werden müßte, ihre Anliegen mit Gewalt durchzusetzen. Die Zeutralregieruug wurde von den Unterbehörden in Keuntuis gesetzt, daß es in den Gebieten der Mischlinge gähre, und daß die Indianer ebenfalls un­zufrieden seien, achtete aber nicht auf die Warnung und ließ die Angelegenheit der Petitionen verschleppen, und die nächste Folge war, daß die Gähruug inten­siver wurde und sich weiter ausbreitete, nud daß endlich wieder eine Empörung ausbrach, au deren Spitze abermals Louis Riel stand.

Die Taktik der Indianer uud ihrer Verbündeten, der Mischlinge, ist noch dieselbe wie zu der Zeit, welche die schwere Niederlage General Braddocks sah. Der letztere brach im Februar 1755 mit 2000 Mann, unter denen sich anch George Washington befand, vvn Nichmond in Virginien auf, um das Fort Duquesue anzugreifen, welches die Franzosen in Westpennsylvanieu an der Stelle errichtet hatten, wo jetzt Pittsburg steht. Er verachtete seine Gegner, mit denen sich die dortigen Indianer verbündet hatten, und das Ende war, daß er in einer Waldschlucht uicht weit vom Ohio vvn ihnen überfallen und so nachdrücklich geschlagen wurde, daß nur wenige seiner Leute dem Tode ent­gingen. Er selbst fiel, und von seinen Offizieren vermochte nur Washington sich zu retteu. Auch der amerikanische General Crvok, der in den letzten fünf­undzwanzig Jahren die Expeditionen gegen die Rothäute iu Montana, Wyoming und Dacota leitete, hat erfahren, daß jene Taktik zuweilen zn verhängnisvollen