Notizen.
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PostVereins bisher schon der Fall gewesen ist, und zwar in der Weise, daß jeder Staat dieser Gruppe den andern ebenso wie das „Inland" behandelt. Die für den Jnlandsverkehr dienende einfache deutsche Zehnpfennigmarke würde also künftig auch für Briefe nach Holland, Belgien, nach der Schweiz nud Dänemark genügen, und wer aus Deutschland eine Postkarte nach Amsterdam, Brüssel, Zürich oder Kopenhagen zn schicken hat, würde in Zukunft zu diesem Zwecke nicht mehr einer Wcltpostkarte bedürfen, sondern hierfür die deutsche JulaudsPostkarte zu fünf Pfennig verwenden können, während gleichzeitig die gesamten sonstigen Tarispositioncn eine entsprechende Herabsetzung erfahren würden.
Mancher unsrer Leser wird die Durchführnng dieses Planes für schwierig halten, obgleich uach der Verwirklichung des Niesenprojcktes eines Weltpostvereins unsers Erachtens der Begriff „Schwierigkeiten" ans diesem Gebiete der gegenwärtigen Generation eigentlich schon völlig abhanden gekommen sein müßte. Der größte Schritt auf dem Wege zu unsern: Ziele ist ja auch bereits geschehen, indem Oesterreich bei seinem durch den Präger Frieden erfolgten Austritt aus der politischeu Geineinschaft der deutscheu Staaten doch seiueu — iu der Hauptsache bereits 1850 ius Leben getretenen — Pvstverein mit den Staaten des jetzigen dcntscheu Reiches aufrecht erhalten hat. Solange die Bestimmungen des am 7. Mai 1872 im Sinne einer weitcrn auf Gegenseitigkeit beruhenden Tarifherabsetznng erneuerten Vertrages iu Kraft fiud, hat bereits ein Brief von der Mündung der Eins bis nach den entlegensten Punkten von Dalmatien nnd Siebenbürgen nur zehn Pfennig Porto gekostet; warnm soll künftig für die Nheinmündungen nicht derselbe Vorteil geboten werden? Ein Gleiches gilt von den andern kleinern Nachbarstaaten Deutschlands. Es würde sich hiernach im vorliegenden Falle eigentlich nicht um die Gründung eines völlig ncnen Bundes handeln, sondern nur um den Beitritt der kleineren Nachbarländer des deutschen Reiches zu dem zwischen den beiden Kaiserreichen bereits bestehenden Postbunde. Besonders nahe dürfte diese Idee für Holland liegen, da das durch Personciluuivu mit demselben vereinigte Grvß- hcrzogtum Luxemburg sich bereits iu einen: solchen Postvcrcin mit dem deutscheu Reichspostgebiete befindet, denn bei der im Jahre 1366 erfolgten politischen Los- trennuug Luxemburgs von der Gemeinschaft der deutschen Staate» hat das Groß- herzogtnm nicht nur sein Zollbündnis mit denselben aufrecht erhalteil, sondern es ist auch in der frühern Postgemeiuschaft mit ihnen verblieben, sodaß noch hcntc ein Brief aus dem dentschen Neichspostgebietc nach dem jenseits der politischen Reichsgrenze liegenden Großhcrzvgtum nur dasselbe Porto wie ein Jnlands- bricf kostet.
Mau wird vielleicht einwenden, daß für die kleineren Nachbarstaateil Deutschlands durch die Ausführuug unsers Vorschlages ein im Verhältnis allzugroßer Ausfall in den Einnahmeil der Pvstverwaltung entstehen würde. Hierauf wäre zu entgegnen, daß bei weitem der größte Teil der Pvsteinnähmcn eines Staates ja doch stets aus der Korrespondenz des internen Verkehrs fließt, und daß im vorliegenden Falle nicht einmal die gesainte Anslandskorrespondenz jener Staaten von der Portoherabsetznng betroffen werden würde, sondern im Durchschnitt nur etwa der dritte Teil derselben. Im übrigen ist aber auf die hmidertfach gemachte Erfahrung hinzuweisen, daß jede rationelle Herabsetznng des Portos eine ganz bedeutende Zunahme der Korrespondenz herbeiführt, so bedeutend, daß die während der ersteil Zeit sich ergebeude Vermiudernug der Eiuiinhmen innerhalb eines verhältnismäßig kurzen Zeitraumes reichlich gedeckt wird, nnd daß derartige Maßregeln iil ihrem Gesamteffekt stets dem fiskalischen Interesse förderlich gewesen sind.