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Die Konkurrenz um das Reichstagsgebäude.
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geübt haben, die letzteren dcigegen sich ineist darauf beschränkt haben werden, den Grundriß in Bezug ans ihre praktischen Wünsche lind Bedürfnisse zu prüfen. Mit Rücksicht ans diesen Punkt muß hervorgehoben werden, daß der Wallotsche Entwurf, welcher zur Ausführung auserseheu worden ist, jenen Bedürfnissen so wenig entspricht, daß der Grundriß einer Nmarbeitnng unterzogen werdeil uuiß.

Nach dem, was äußerlich verlantet, soll eine Snbkommission, bestehend ans den Herren Adler nnd Persius, der Hauptkonimissivn insofern vorgearbeitet haben, als dieselbe sämmtliche Pläne vorher einer Prüfnng unterzog nnd diejenigen bestimmte, welche bei der Prämiiruug und den Ankäufen in Berücksichtigung zn kommen hätten. Bei dieser Vorprüfnng, bez. bei einem Teile derselben soll noch ein Architekt zugegen gewesen sein, welcher nn der Konkurrenz beteiligt war. Als der Richterspruch der Jury gefallen war, befand sich der Regiernngsrnt Bnsfe in Gemeinschaft mit seinem Mitarbeiter Franz Schwechten unter denjenigen, die den dritten Preis erhalten hatten. Bnsse hat infolgedessen auf den Geldpreis verzichtet. Man sagt, daß deshalb im Schooße der Jnry Ervrternngen stattge­funden haben, lind es scheint damit eine knrz darauf erlasseile Vcrfügnng des Ministers für öffentliche Arbeiten in Verbindung zu stehe», nach welcher lein im Dienste der Regierung stehender Banbeamter sich ohne Genehmign««; seiuer vorgesetzten Behörde an einer Konknrrenz beteiligen darf. Wir wissen nicht, ob dergleichen wirklich vorgekommen ist, sondern müssen uns darauf beschräuken, allgemein verbreitete uud offiziell uoch nicht widerlegte Gerüchte wiederzugeben. Die Miuisterialverfügnng ist jedenfalls eine Thatsache, welche sich über diesen Gerüchten erhebt. Es soll übrigens bei der Beurteilung der Pläne auch unter den Fachmäuuern keine vollständige Einigkeit geherrscht habeil. Man spricht von einer lebhaften Disknssivn und Meiuuugsverschiedellheit zwischen dem Wiener Architekten Schmidt und dem Geh. Battrat Adler. Was gegen den letzteren in Berliner Architektcnkreisen gesprochen wird, wollen wir hier nicht wiederholen, da es lins nicht nin die Wiedergabe von Klatsch nnd persönliche Raneüne zn thnn ist, sondern weil wir nnr daranf hinweisen wollen, daß anch das Urteil einer Jnry kein unfehlbares, sondern ebenso sehr menschlichen Zufällen, Sympathien und Antipathien unterworfen ist wie jede andre Kritik. Gcheimrat Adler erfreut sich unter den Berliner Architekten keiner großen Beliebtheit, vermutlich weil er seine eignen Wege wandelt und sich voll niemand beeinflussen läßt. Wenn sein eigner persönlicher Einfluß lind die Autorität seines Namens nnd seiner Stellnng innerhalb der Jnry wirklich so groß geweseil ist, wie man sagt, nnd durch ihn eine Entscheidung herbeigeführt worden ist, welche nicht allen behagt, so fürchten wir, daß seine Beliebtheit in Berlin dadurch gerade nicht gewachsen sein wird.

Indessen habeil wir hier nur mit Thatsachen, nicht mit Persönlichkeiten zu rechnen. Wir habeu letztere nur insofern gestreift, als wir damit die Berechtigung zu einein Urteil motiviren wollten, das mit dem der Jnry, was den Wnllvtschen