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Line LMditicm in die libysche Wüste.
Obgleich die Gegend westlich vom Nil-Thale oder von Egyptcn in manchen Beziehungen äußerst interessant ist, so wurde sie bislang von allen Geographen, von allen Entdeckungsreisenden mehr als stiefmütterlich behandelt. Selbst Berber und Araber fanden es nicht der Mühe werth, ihre Kamecle hindurchzutreiben, da nirgends lohnender Gewinn in diesen sterilen Erdstrichen winkte. Sie konnten auch nicht eindringen, da diese Gegenden so wasserlos sind, daß sie mit ihren Wüstenschiffen sich nicht hineinwagen durften.
Das Gebiet der Sahara, welches unter dem Namen „libysche Wüste" auf den Karten verzeichnet steht, ist in der That nie, weder von Europäern noch Eingebornen durchzogen worden. Die Kahiriner Kaufleute machen häusig genug Reisen nach Kuka, Kano und Timbuctu, aber statt direkt über Kufra oder Uadjanga zu gehen, machen sie den weiten Umweg über Siucch (Oase des Jupiter Ammon) Djalo und Mursuk. Karavanen sind allerdings aus Uadai in den letzten Jahren in Kairo angekommen, aber man weiß nicht einmal welchen Weg sie genommen haben, jedenfalls längs des Randes der libyschen Wüste.
Und doch ist die libysche Wüste nicht nur von großem geographischen, sondern auch von historischem Interesse. Der Zug Alexander's d. G., der verunglückte Zug des Cambyses, die Verbannungsorte der alten christlichen Bischöfe in der Og-Äs n.wa, oder in der 0. trin^tlÜI rufen zahlreiche Erinnerungen wach. Aber selbst diese historischen Erinnerungen beschränken sich auf den Rand der Wüste. — Reisende wie Brown. Hornemcmn, Dovretti, Li- nant, Minutoli, Ehrenberg, St. John, Hammilton, v. Beunnann, Nohlfs und Nachtigal berührten ebenfalls den Rand der libyschen Wüste, in sie selbst ist, wir wiederholen es, Niemand eingedrungen. Und wenn jene eben genannten Reisenden die äußeren Contouren derselben befriedigend erforschten, so war es an Mangel von Bewohnern nicht einmal möglich Erkundigungen über das Innere derselben einzuziehen, ja sogar der große Raum zwischen dem Nil und den westlichen egyptischen Oasen ist noch ganz unbekannt: er wird vom Süden nach dem Norden vom L<zln>.r böig, ma (d. h. Fluß ohne Wasser) durchflossen, aber der Lauf dieses Flußbettes ist keineswegs festgestellt.
Hierbei kommen wir nun zu den Fragen, die vorzugsweise gelost werden müssen. Da gilt es denn vor allen Dingen, die Topographie dieses Gebietes festzustellen. Die Mündung des Leinn' dolg, ina muß gefunden werden, entweder ist sie an der Küste des Mittelmeeres, oder der Fluß ergoß sich in die libysche Depression nach Siuah zu. Wo möglich muß ein Nivellement vom Meere an bis zu den Natron Seen oder der Oase Hak ei IZ»IiiU'ieIi (lat. 0. ZMvg., deutsch Nordoase) vorgenommen werden. Man muß den Schlamm des LeKar Kola ing, untersuchen, um zu sehen, ob er dem Nilschlamm gleich sei. Man muß sicher erforschen, ob der Nil ehemals durch das L<zln>.r bcilü, rng, abgeflossen ist, wo derselbe eintrat ins LeKar Kola ins. und wohin dasselbe mündete.
Die Lage der westlichen Oasen, ihre Höhenverhältnifse müssen genau untersucht und festgestellt werden, und während dies erreicht wird, muß zugleich ein Vorstoß ins Herz der libyschen Wüste selbst gemacht werden. So weit sich bis jetzt urtheilen läßt, würde derselbe am besten von Farafreh aus unternommen werden, weil dieser Ort einerseits der am weitesten nach Westen vorgeschobene ist, andererseits aber auch leicht von Minieh im Nilthal erreicht werden kann. Minieh bietet den Vortheil einer Eisenbahnverbindung mit Kairo und Alexandria.