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Zum römisch-deutschen Streit.
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kaust mit dem römischen Stuhl zu ordnen. Derselbe Weg, den alle katholischen Regierungen betreten haben, auf welchem eine protestantische Regierung den katholischen Regierungen zu folgen nicht umhin kann, sobald sie eine compacte katholische Bevölkerung besitzt.

Für das Ziel einer Vereinbarung mit Rom boten sich nun aber ver­schiedene Pfade, in die sich der eine Hauptweg theilte. Man konnte möglichst gemeinsam mit den andern deutschen Regierungen vorgehen oder Preußen für sich vorgehen lassen. Man konnte jeden Punkt einzeln durch ein besonderes Abkommen mit Rom regeln, oder ein Gcsammtabkommen zu treffen suchen. Man konnte die Form der Verständigung mit Rom wählen, deren Resultat alsdann in die Kirchengesetzgebung des Königs überging, oder man konnte ein förmliches Concordat schließen, durch welches man den Papst als Mit­souverän in Preußen förmlich eingeführt hätte. Man konnte eine Mittel­schöpfung ausfindig machen, einen Bertrag mit dem Papst, auf welchen sich gleichwohl nicht die katholischen Würdenträger in Preußen als auf einen kirch­lich constitutiven Akt berufen durften, sondern nur der Papst und die preußi­sche Negierung gegen einander. Bei allen diesen Fragen war noch nicht ein­mal die Beschaffenheit der zu erreichenden Basis selbst berührt: welche Ein- theilung der Sprengel man wünschen sollte, welche Art der Besetzung für die Bischofssitze, welche Rechte des Staats und des Papstes für die bestimmten Akte des Kirchenregiments, ob eine gleichartige oder ungleichartige Stellung der katholischen Unterthanen in den verschiedenen Provinzen zum Papst.

Der Verfasser unserer Schrift schildert nun mit höchst feiner, durch kein Vorurtheil irgend einer Art getrübter und mit vollkommen überzeugender Charakteristik die Personen, welche die verschiedenen in Frage kommenden Gesichtspunkte gegen einander geltend machten, und zeigt uns, welches ihre Voraussetzungen und Autriebe dabei waren. Leider können wir dem Verfasser in diese hoch anziehende Schilderung nicht folgen, wir müßten denn unter­nehme», die ganze Schrift zu reproduciren. Wir müssen uns begnügen, das Studium des Buches Jedem zu empfehlen, der Theilnahme für die kirchlichen Fragen der Gegenwart mit historischem Sinn verbindet. 0r.

Lin Jesuch aus den Sandwichsinseln

von

Mark Twai n. IV.

Als ich in Honolulu war, wohnte ich dem ceremoniösm Leichenbegäng­nisse der Schwester des Königs, der Prinzessin Victoria, K. H. bei. Nach der Sitte des Königshauses hatten die sterblichen Reste der Dame, Tag und Nacht