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andere Sache. Als wir gerade im Sinne hatten wieder umzukehren, kam ein Artillerie-Officier auf uns zu galoppirt; kaum hatte er unsere Wünsche vernommen, als er uns versprach, das Uebel gleich beseitigen zu lassen. In vollem Galopp ritt er ab und erschien bald wieder mit acht Pionieren, welche im Verlaufe von einigen Minuten mit ihren Spaten die Erde geebnet und den Graben ausgefüllt hatten, so daß der Wagen jetzt hinüber fahren konnte. Während dieser Arbeit hatten die beiden Herren, nach einer kurzen Einleitungsscene, ein lebhaftes Gespräch geführt. „Aber wie kamen Sie nur darauf", fragte der Officier, „diesen Weg einzuschlagen?" — „Weil", erwiderte der Stabsarzt", ich ihn auf meiner Karte fand." „Entschuldigen Sie", fiel der Officier ein, „Sie irren sich gewiß, denn auf unseren Karten ist dieser Weg nicht angegeben." — „Erlauben Sie", sagte der Stabsarzt und holte seine Karte hervor, „Sie sehen hier „Uvut» tttrat^Mue", welche zum Transport für Pulverwagen gebraucht wird." — „Ganz richtig", erwiderte der Officier, „ich gratulire Ihnen zu der Zuverlässigkeit Ihrer Karte, welche selbst besser als unsere zu sein scheint."
Am Fuße des Hügels, welcher nach Issh abfiel, stiegen wir aus und gingen zu Fuß. Der Stabsarzt stellte sich und mich dem commandirenden Major vor, welcher uns zwei Ingenieur-Osficiere zur Besichtigung der Forts mitgab. Welche Unzahl Ruinen sahen wir hier! und doch wollte man sagen, daß das Bombardement die Forts nicht beschädigt hätte! Kein Wunder, daß sie capitulirten! Die drei Gebäude waren ganz zerstört, nichts als die äußeren Wände bis zum zweiten Stockwerke waren übrig geblieben; eine der Seiten des Bollwerks war buchstäblich heruntergerissen, und dadurch ein ungeheures Loch, welches gewiß hundert Fuß im Durchmesser hatte und bis an die Außenmauer des anderen Pulvermagazins reichte, entstanden, und auf derselben Seite waren selbst einige der Kasematten in Stücke zerschmettert worden. Die deutsche Fahne wehte auf den nördlichen Bollwerken; und in den inneren Theilen waren Hunderte von Preußen damit beschäftigt, das „Material" fortzubringen und die Berge von den Bomben und Zuckerhütcn, mit denen sie besäet waren, zu reinigen. Ich war sehr erstaunt über das ungeheuere Gewinde von Drahtschnur, was hier lag und wie ein Kabeltau aussah; da erklärte man mir denn, daß es die Seesoldaten gebraucht hätten, um die Geschütze hinaufzubringen. Ob der prahlerische, sanguinische Herr Louit wohl noch bei seiner Meinung, die Forts seien „verkauft", geblieben wäre, wenn er Zeuge der Verwüstung und des Verfalles um uns herum gewesen?
Dann setzten wir uns wieder in den Wagen und fuhren durch Clanmrt und Meudon nach Sevres, wo wir am Mittag ankamen. Hier gönnten wir den kleinen deutschen Pferden zwei Stunden Ruhe, die sie reichlich verdienten- Die Brücke über die Seine, von welcher ein Bogen gesprengt, aber wieder