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!^Jn unsern Tagen oder verfällt der größte Theil dieser Erinnerungen unaufhaltbarem Untergänge. Die alten Volkslieder bilden nur noch die kleinere Hälfte dessen, was die Töchter des Dorfes i» den Spinnstuben oder beim Spaziergange mit dem langen Strickstrumpf zu singen wissen, Text und Melodien werden durch das Eindringen moderner Schnörkel sehr unsicher. Noch schlimmer steht es mit den Märchen, sie sind schon jetzt fast nur noch Eigenthum weniger alter Leute, gar nicht mehr in jedem Dorfe zu finden, alljährlich räumt der Tod unter diesen Kundigen auf, und man kann mit Sicherheit vorhersagen, daß in wenig Jahren der große Märchen- und Sagcnschatz, der noch vor sechzig Jahren auf dem Lande lebte, ganz verloren sein wird. Dem jüngern Geschlecht scheint nicht nur durch neueren Bildungsstoff, Kalendergeschichten und Local- blättcr, die Freude an den alten Zaubergcschichten vermindert, man möcbte auch glauben, daß jenes besondere Talent des Bewahrens und Erzählens, welches alte Landleute besitzen, den Kindern dieses Jahrhunderts durchaus fehlt; denn jeder, der sich einmal die Mühe gegeben hat, aus dem Munde des Volkes zu sammeln, erfährt, daß das Geschichten Wissen und Erzählen eine besondere sehr interessante Begabung einzelner Männer und Frauen offenbart. Das Erzählen früherer Generationen war eine poetische Arbeit, behagliches Mitempfinden der erzählten Begebenheit, das Auge des Erzählers wird lebhaft, die Rede läuft in einem erhöhten Tonfall, die Worte bleiben, bei wiederholtem Bericht desselben Märchens zum größten Theil dieselben, aber auch neue Redewendungen treten mit großer Sicherheit ohne Stocken auf, man erkennt, daß es nicht blos ein Hersagen überlieferten Stoffes aus treuem Gedächtniß ist, sondern zugleich ein treues Nachschaffen eines innern Bildes ist, welches fest in der Seele steht. Und es wird nicht schwer, vor einem guten Märchenerzähler zu begreifen, wie sich große epische Gedichte von Geschlecht zu Geschlecht fortpflanzten, in jenen Jahrhunderten, welche die Heldengesänge des Volkes noch nicht aus Büchern lasen. Auch der Umsang dessen, was einzelne Erzählertalente bewahren, ist auffallend, man kann zuweilen das Besitzthum eines Erzählers aus viele hundert Geschichten schätzen, die er alle treu und fest auseinanderzu- haltcn weiß.
Reichlicher haben sich die alten heidnischen Ueberlieferungen erhalten, welche
lateinisch, und von den Wort Girn (bayrisch Giere») nicht selten mho, Ecke, Zipfel, darf man zweifeln, ob es in deutscher Verwandtschaft unterzubringen, oder von «m-nu abzuleiten ist.
Diese Anlehnung an fremde Maße ist aber um so auffallender, da unsere Flurcinthei» lung uralt ist, da sie über dcu größten Theil Deutschlands reicht, da diese Bezeichnungen sehr fest im Volte wurzeln und keine andern gleichbedeutenden neben thuen stehe». Haben uns gelehrte Mönche diese Namen hinterlassen? oder stammen sie aus den Verordnungen, durch welche Karl der Große die Drcifelderwirthschaft nicht eingeführt, aber zu größerer Ordnung und Gleichmäßigkeit geregelt haben mag?