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rungskanal dagegen, welcher, dem Vorgeben des Herrn v. Lesseps zufolge, nur den Arbeitern cm jenem das nöthige süße Wasser in die Wüste bringen sollte, in Wahrheit aber ein Speisungskanal für die hier projectirte französische Colvnie ist, geht mit raschen Schritten seiner Vollendung entgegen.
Die Gegend, welche dieser Süßwasserkanal durchschneidet, gehörte einst, wie man meint, zu dem Lande Gosen und war noch vor nicht vielen Jahrhunderten einer der bcvölkcrtsten und am besten angebauten Striche des untern Nilthales. Jetzt ist sie großentheils Wüste, da es ihr in den letzten Zeiten fast ganz an süßem Wasser mangelte. Der Kanal wird ihr letzteres zuführen und überdies einen trefflichen Wasserweg bilden, welcher neuen Ansiedlern das Herkommen und die Verwerthung ihrer Productc wesentlich erleichtern wird. Auch wenn der Durchstich des Isthmus nicht vollendet werden sollte, wird der Stutzen dieses Seitenkanals mit süßem Wasser in nichts geschmälert sein. Von diesem Gesichtspunkt ausgehend, hat Herr v. Lesseps nicht nur mit dem Nebcn- kanal begonnen, sondern hier für seine Actiengesellschaft — hinter der, wie mit Bestimmtheit anzunehmen, sein Vetter, der Kaiser der Franzosen steht — auch sehr beträchtlichen Grundbesitz an sich gebracht, in dem er weite Strecken des Wadi Tumeilat, namentlich die früher dem verstorbenen Jlhami Pascha gehörige Besitzung Ras El Wadi ankaufte. Die Besiedelung dieser Strecken wird der Actiengcsellschast mit der Zeit zum Vortheil gereichen und im gewissen Grade auch der ägyptischen Negierung und Bevölkerung Gewinn bringen. Doch wird der Schaden, den letztere davon haben, selbst wenn der Hauptkanal ebenfalls zu Stande käme, diesen Nutzen jedenfalls aufwiegen, wo nicht überwiegen.
Der Hauptkanal quer über den Isthmus würde, um dem Lande selbst zu nützen, durch belebte Gegenden und an bevölkerten Plätzen vorüberführen müssen. Er würde aber so, wie er angelegt werden sollte, durch die dürrste und einsamste Wüste laufen, und so für den innern Handel Aegyptens keine oder nur geringe Wichtigkeit haben. Der Süßwasserkanal wird der Wüste allerdings culturfähige Gründe von großer Ausdehnung abgewinnen, aber an vielen Stellen Aegyptens findet sich noch besseres, leichter für den Ackerbau ertragfähiz zu machendes Land. Das Unternehmen des Herrn v. Lesseps hat
lichcn Arbeiten repräsentirt; auf der Strecke von jenem See bis Suez aber und an den dortigen Hnfenbauten ist noch gar nichts gethan. Der Hafendamm in Port Said endlich, der beiläufig unabhängig von der Durchstechung der Landenge als nützlich betrieben werden kann, ist jetzt etwa zum vierzigsten Theil vollendet. Rechnet man Alles, was in den drei Jahren seit Beginn der Arbeiten geschehen ist, zusammen, so wird etwa '/«o dessen herauskommen, was bis zur Eröffnung des Kanals geschehen müßte.