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In Dschingiskhans Heimath.
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denen sich der Vulkan Pcschan befindet. Wir kamen dann über die Steppe, über welche die asiatischen Horden zogen, deren Wanderung de Quincey in seinemExodus der Tartaren" so schön geschildert hat. Ich habe seine Er­zählung mit höchstem Interesse gelesen und halte die Schlußscene, wo die Tartaren und die wilden Kirgisen sich in den See stürzen, für furchtbar tragisch.

Die Kosaken störten mich in meinem Sinnen, indem sie mir eine sern im Westen aufsteigende Rauchsäule zeigten, von der wir wußten, sie könne nicht von unsern Leuten kommen. Es waren unzweifelhaft Kirgisen da, und jetzt mußten wir auf unsrer Hut sein, da sie westlich von unsrer Route lagerten und sehr bald den Rauch unsres Feuers gewahr werden konnten. Wir bestie­gen unsre Pferde und ritten bergab, der Spur unsrer Freunde folgend, die wir denn auch in weniger als einer Stunde in einem kleinen grasigen Thal ent­deckten, in welchem ein klarer Bach schäumend und hüpfend über sein felsiges Bett herabrieselte. Alles war vorbereitet, daß wir hier Nachtruhe halten konnten und es mußten während der Nacht Wachen ausgestellt werden, da wir leicht einen Besuch jener hernmschweifenden Banden bekommen konnten, welche sich fortwährend in der Steppe hin und hcrbewegen. Um die Dämmer­stunde wurden die Pferde von der Weide geholt und neben uns festgemacht. Dann schlief jeder neben seinen Waffen, um sie für den Fall eines Angriffs sofort zur Hand zu haben. Alle wußten, daß unsre Sicherheit von uns allein abhing, daß wir von niemand Hilfe zu erwarten hatten, wofern wir uns über­raschen ließen, daß unser Schicksal dann besiegelt sei und wir sämmtlich in die Sklaverei verkaust werden würden. Das war ein starker Sporn zur Wach­samkeit und Tapferkeit, und alle waren entschlossen, sich auf keinen Fall lebend fangen zu lassen."

Es ereignete sich indeß während dieser ersten Nacht im Lande der kirgi­sischen Räuber nichts, und die kleine Karcwane setzte am nächsten Morgen ihren Ritt weiter fort.Nachdem wir drei Stunden geritten, zeigte sich ein eigenthümlicher t'uppelförmigcr Hügel im Südosten. An demselben vorüber­zugehen, konnte uns nicht sehr weit von unserm Curs abführen, und ich war begierig zu wissen, was es damit für eine Bewcmdtniß habe. Ich stieg vom Pferde und kletterte den felsigen Abhang der Schlucht neben dem Hügel hinab, wo ich fand, daß der Boden der Schlucht mit einer Lavaschicht bedeckt war, welche aus der kuppelsörmigen Erhöhung herabgeflossen sein mußte. Als ich den Ort erreichte, sah ich, daß die Substanz aus mehren Stellen ander Seite des Hügels hervorgequollen war; es war indeß nur eine kleine Quantität, die sich auf dieser Seite ergossen hatte. Ich beschloß dann die Kuppel zu ersteigen, um zu sehen, wo sie geplatzt war. Das Ganze war von dunkel­grauer, ins Purpurne schillernder Farbe und sah aus, als ob es in weichem,

Grenzboten I. 18S9. 63