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Abtheilungen nach Pavia zur Verstärkung der dortigen Garnison, dann nach Ma- gcnta, an die Brücke von Buffalora vorgeschoben, andere rückten nach Como zur Beobachtung der Grenze gegen den Canton Tessin, nach Lavcno, einem befestigte» Punkt am langen See, endlich nach Piaccnza. Alle diese Bewegungen, so wie das Factum, daß am 20. Januar die italieuischc Armee durch ein vollständiges Armee- corps von 25,»00 Mann mit completer Artillerie verstärkt war, blieben weder D die Bevölkerung noch sür Sardinien ein Geheimniß: in der Lombardei selbst war die Bewegung mit dem 7. Januar wie abgeschnitten, die unruhige Physiognomik Mailands gänzlich umgewandelt, zahlreiche Trupps verdächtig aussehender Jndivi- duen hatten die Stadt verlassen, und* als friedlichere Nachrichten aus Paris ein- trafen, fiel die Siegeszuversicht der Italiener ganz und gar, und die sardinisch° Thronrede machte hier, so weit wir sehn konnten, nicht den geringsten Eindruck-
Oestreich hat jetzt zwei Armcccvrps in Mailand und in der Lombardei wenige Tagcmärschc von der Grenze und um Mailand herum conccntrirt stehn ; ein drittes befindet sich in Verona, Mantua und Umgegend, ein viertes im VcnctianischeN' Diese vier Armcecorps sind zwar nur auf dem Fricdensstand, und gegenwärtig u> der Gcsammtstnrke von etwa 90,000 Mann; durch Einberufung der Ergänzunge»- wclchc in acht bis vierzehn Tagen aus beinahe allen Theilen der Monarchie Italien eintreffen können, ist es aber möglich, die Regimenter zu completircn und die Armee ans einen Stand von 140,000 Mann zu bringen. Endlich kann cw fünftes Armcecorps aus den deutschen Provinzen mit derselben Leichtigkeit auf italienischen Schauplatz disponirt worden, als soeben geschah.
Oberitälicn ist jetzt vollkommen ruhig, und wird es auch für einige Zeit ble>' ben; denn wir wiederholen es, und lcgcn einen besonderen Nachdruck darauf, ^ nur die Aussicht auf fremde Hilfe die Gährung der letzten Zeit gefährlich erschein^ ließ. Die Vorfälle in Pavia sind vereinzelt geblieben, und nirgend weiter die Ord' nung gestört worden. B.
Bettina.
Immer mehr lichten sich die Reihen jener Veteranen, die uns an die gute unserer Literatur erinnern. In kurzen Zeiträumen nacheinander sind EichcndorN- Varnhagen und Bettina gestorben; alle-, drei derselben Generation angehör'^ der erste von 1788, die beiden andern von 1785. Herr von Varnhagcn und von Arnim haben so lange gemeinsam in Berlin eine nicht unerhebliche Rolle spielt, daß es uns hier erlaubt sein mag, mit einigen Worten auf ihre gerne"' schastlichc Beziehung hinzudeuten.
Beide zeigen uns, was eine bedeutende und anziehende Persönlichkeit auch . productives Talent in der Literatur vermag. Herr v. Varnhagcn stellt uns in l ncm Leben in schönster Harmonie jene Geistesrichtung dar. die Goethe in WiM Meister schildert, nur mit dem Unterschied, daß er ein vollendeter Gentleman w ' Von frühster Jugend war es sein Trachten, Herz und Geist nach allen Seiten mäßig auszubilden. Er hat medicinische, juristische und philologische Studien